65% VON 1,1 MILLIARDEN LITER TRINKWASSER FÜR UZWIL AUS THUREBENE

Die Technischen Betriebe der Gemeinde Uzwil versorgen über 11‘000 Einwohnerinnen und Einwohner mit sauberem Trinkwasser. Wo kommt es her? Wie sauber ist es? Wo warten Herausforderungen? Renato Wyss, Betriebsleiter der Technischen Betriebe Uzwil, gibt Auskunft.


(Gemeinde Uzwil) Hahnen auf – kühles Nass sprudelt im Jahresdurchschnitt mit 10,6 Grad. Die Technischen Betriebe versorgen die Dörfer Uzwil, Niederuzwil, Algetshausen und Wilen/Watt mit Wasser.

Grundwasser und Quellwasser

Renato Wyss: «Wir fördern 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr. Wer die Kommastelle gerne an einem anderen Ort hat: Das sind 1,1 Milliarden Liter. Löwenanteil mit 65 Prozenten ist Grundwasser aus der Thurebene. Gefördert wird es in der Rifenau und im Niederfeld. Dazu kommt anderes Grund- und Quellwasser. Unser weit verzweigtes Leitungsnetz von rund 80 Kilometern bringt das Wasser zu den Kundinnen und Kunden.»

Grundwasserspiegel sehr tief

Oberflächlich fliesst die Thur. Im Untergrund bewegt sich ein mächtiger Grundwasserstrom aus unserer Gegend Richtung Bischofszell. Wie stehst um die Grundwasserspiegel? Der Hitzesommer 2018 ist Geschichte. Nicht Geschichte ist das enorme Niederschlagsdefizit. Trockener Frühling, trockener Sommer, trockener Herbst. Und deshalb: Die Grundwasserspiegel sind nach wie vor tief. Nicht im sehr kritischen Bereich, aber tief, wie sich Renato Wyss ausdrückt.

Renato Wyss, Leiter der Technischen Betriebe Uzwil, hier im Bild mit Nicola Spirig, Triathlon-Olympiasiegerin, anlässlich der Riga18.

Qualitätsziele konstant erreicht

Wasser ist ein natürliches Lebensmittel. Und das soll es auch bleiben. Renato Wyss: «Ziel ist, das Trinkwasser möglichst natürlich zu belassen, es nicht oder möglichst wenig aufzubereiten.» Wenig heisst für die Technischen Betriebe, dass sie das geförderte Wasser mit Ozon behandeln, um höchste Sicherheit und einwandfreie Qualität zu garantieren. Von dieser Behandlung ist im Wasser nichts mehr festzustellen, wenn es zu Hause aus dem Hahnen sprudelt. Überhaupt würden die 150 bis 200 jährlichen Wasserproben aus den Förderanlagen und dem Leitungsnetz die hohe Qualität des Wassers dokumentieren. «Das Uzwiler Trinkwasser kann jederzeit bedenkenlos getrunken werden», stellt Renato Wyss fest.

Risikobehaftete Stoffe fernhalten

Das meiste Trinkwasser stammt aus der Thurebene. Sie ist intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftet. Wirkt sich das auf die Wasserqualität aus? Der Nitratgehalt des Uzwiler Trinkwassers liegt weit unter dem Toleranzwert. Die Grundwasserschutzzonen schützen die Wasserfassungen, die Landwirte im Einzugsgebiet der Fassungen gehen laut Renato Wyss sehr bewusst und sorgfältig ans Werk. Für die Zukunft bereiten der Wasserversorgung die Mikroverunreinigungen Sorgen. Es handelt sich dabei um Spurenstoffe, die in extrem geringen Mengen im Wasserkreislauf vorhanden sind. Über Kosmetika, Medikamente oder Nahrungsmittelzusätze nimmt der Mensch Stoffe auf, scheidet sie wieder aus. In den Kläranlagen können solche Mikroverunreinigungen heute meist noch nicht herausgefiltert werden. Und so gelangen sie in den Wasserkreislauf. Rückstände von Schmerzmitteln, Antibabypillen und generell von Medikamenten in der Umwelt sind problematisch. Besonders verbreitet sind sie in den Gewässern, in die sie teils über bereits gereinigtes Abwasser eingetragen werden. Entlang des Thurlaufes gelangt das gereinigte Abwasser verschiedener Kläranlagen in den Fluss, und damit auch Mikroverunreinigungen. Auch Düngemittel und Pestizide in Landwirtschaft und Gärten gelangen schlussendlich als Spuren in den Wasserkreislauf. «Bereits in tiefen Konzentrationen können sie negativ auf Wasserlebewesen einwirken oder die Gewässer als Ressourcen für die Trinkwassergewinnung belasten» schreibt das Bundesamt für Umwelt dazu.

Mehr tun, als man muss

Um die Belastung durch solche Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser zu reduzieren, werden in den kommenden Jahren ausgewählte Kläranlagen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nachgerüstet. Renato Wyss verfolgt die Entwicklung aufmerksam. Denn: Zwischen der Thur und dem unterirdischen Grundwasserstrom besteht ein Zusammenhang. Das zeigt sich etwa darin, dass die Grundwasserpumpwerke abgestellt werden, wenn es oberhalb zu einer Gewässerverunreinigung kommt oder wenn die Thur Hochwasser führt. Renato Wyss: «Gewässerschutz und Trinkwasserversorgung hängen zusammen. Aus Sicht der Wasserversorgungen sollten möglichst alle Kläranlagen möglichst rasch um zusätzliche Reinigungsstufen ergänzt werden, um Mikroverunreinigungen aus dem Kreislauf zu entfernen.» Für langfristig sauberes, hochwertiges und möglichst unbehandeltes Trinkwasser hätten nicht nur die Wasserversorgungen Hausaufgaben.

Top