Während sich die Regierungen weltweit ein Wettrennen um die schärfsten Massnahmen liefern, gibt es erfreuliche Neuigkeiten aus der Forschung. Die Sterberate ist viel kleiner als angenommen.
Die Verantwortlichen auf allen Staatsebenen sind wieder am Rotieren. Die gestiegenen Covid-19-Infektionen führen weltweit zu verschärften Vorkehrungen. Bereits macht das neudeutsche Wort vom «Lockdown» wieder die Runde, auch in der Schweiz.
Stephen King kann es besser
Viele Menschen sind verunsichert. Sie wissen nicht mehr, was sie mehr fürchten sollen: das Virus oder die Massnahmen dagegen. Die Medien schüren die Unsicherheit nach Kräften, indem sie uns auf allen Kanälen die neusten Infektionszahlen servieren, als ob es sich dabei an sich schon um eine tödliche Gefahr handeln würde.
Eine Horrornachricht jagt die nächste. Doch Stephen King kann das besser. Der ständige Alarmismus wirkt ermüdend.
Neuer Wert liegt um ein Mehrfaches tiefer
Dabei gibt es durchaus auch gute Neuigkeiten. Laut einer Metastudie der renommierten Stanford University ist die Sterblichkeitsrate offenbar viel tiefer als angenommen. Professor John Ioannidis hat über sechzig weltweite Untersuchungen ausgewertet und kommt dabei zum Schluss, dass die Mortalitätsrate über alle Altersklassen hinweg lediglich bei 0,23 liegt. Das heisst, von 1000 Infizierten sterben etwas mehr als zwei. Bisher ging man davon aus, dass dieser Wert um ein Vielfaches höher liegt.
Unklare Todesursache
Hinzu kommt, dass das Corona-Virus jüngeren Menschen weitaus weniger anhaben kann und dass bei den allermeisten gemeldeten Todesfällen mehrere Krankheiten ihm Spiel sind. «Nach den Regeln der Weltgesundheitsorganisation ist dies die Grundkrankheit, die am Beginn des Krankheitsverlaufs stand und nicht das letzte Ereignis, das schliesslich zum Tod geführt hat», hält das Bundesamt für Statistik fest.
Was fürchten Sie mehr: Corona oder die Strasse?
Bereits vor der Stanford-Studie gaben Vergleiche verschiedener Risiken interessante Aufschlüsse. So ist etwa das Risiko, in der Schweiz an einem Verkehrsunfall zu sterben, siebenmal grösser als das Todesrisiko von Covid-19. Aufgrund der neuen Erkenntnisse dürfte sich dieser Faktor noch erheblich erhöht haben.
Daraus folgt natürlich nicht, dass man nichts gegen die Ausbreitung des Corona-Virus tun sollte. Aber solche Vergleiche sind erhellend und nötig, um überhaupt ein realistisches Gespür für die Gefahr zu bekommen, die vom Virus ausgeht.
Achtung, Panik-Gesellschaft!
Wo bleiben Augenmass und Verhältnismässigkeit? Ohne diese bewährten Eigenschaften drohen wir zu einer Panik-Gesellschaft zu werden. Mit ernsthaften Folgen: Der extreme Fokus auf Corona kann zu schweren Unterlassungen in anderen Bereichen führen. Wir vergessen dabei leicht, wo es sonst noch überall brennt.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Gemäss Unicef stirbt weltweit alle zehn Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an Hunger. Das muss und darf nicht sein.
Wo bleiben hier die resoluten Massnahmen der Regierungen, die wegen Corona die halbe Welt auf den Kopf stellen?
Dr. Philipp Gut schreibt auf dem Online-Verbund von Portal24 jede Woche eine Kolumne, die auf den 10 dem Verbund angeschlossenen Portalen jeden Sonntagmorgen publiziert wird. Philipp Gut ist Historiker, Bestsellerautor («Jahrhundertzeuge Ben Ferencz») und einer der profiliertesten Journalisten der Schweiz. Mit seiner Kommunikationsagentur Gut Communications GmbH berät er Unternehmen, Organisationen und Persönlichkeiten. www.gut-communications.ch