(Gemeinde Uzwil) Mit einem bunten Mix an Massnahmen verfolgt die Gemeinde Uzwil ihre Klimaziele. Zunehmend tritt ein neuer Aspekt in den Fokus: Was muss getan werden, um die realen negativen Folgen der Klimaerwärmung erträglicher zu gestalten? Siedlungsentwicklung und Raumplanung sind gefordert.
Die Corona-Situation hat die Klimathematik in den Hintergrund gerückt. Weg ist sie deswegen nicht. Im Gegenteil: Neue Fragestellungen tun sich auch für die Gemeinden auf. Das Bundesamt für Umwelt geht in seinem Bericht «Hitze in den Städten» umfassend auf die Entwicklungen und die sich zuspitzende Situation ein. «Mit dem Klimawandel werden Hitzeperioden häufiger, länger und heisser. Gleichzeitig steigt der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen, und die hitzebedingten Gesundheitsrisiken werden zunehmen. In Städten und Agglomerationen ist die Hitzebelastung besonders gross, denn die vielen versiegelten Flächen absorbieren die Sonnenstrahlung und heizen die Umgebung auf.» Der nächste Sommer kommt bestimmt…
Gesundheitliche Risiken
Der Bericht zeigt auf, wie die Städte und Agglomerationen im Sommer eigentliche Hitzeinseln sind. Die Temperaturen in dicht bebauten Gebieten sind um einige Grade höher als im grünen Umland. Hitzetage und Tropennächte seien für die Bevölkerung eine gesundheitliche Belastung. Hauptsächlich wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen steige das Sterberisiko während Hitzewellen markant an. So starben in der Schweiz in den Sommern 2003 und 2015 mehrere Hundert Personen an den Folgen der hohen Temperaturen. Betroffen waren vor allem ältere Menschen in städtischen Gebieten.
Handlungsmöglichkeiten
Der Bericht zeigt gleichzeitig auf, wo angesetzt werden kann. Was getan werden muss, um die Siedlungsräume an die zunehmende Hitze anzupassen. Der Hitzeinseleffekt kann etwa reduzieren, wenn die Aussenräume klimaangepasst gestaltet werden. Stichworte dazu sind Freiräume, Grünflächen, Schattenplätze, schattenspendende Bäume im Siedlungsgebiet und frei zugängliche, kühlende Wasserelemente in der Siedlung. Zudem muss die Frischluftzufuhr und -zirkulation aus dem Umland in die Siedlungen gesichert sein. Und der Bericht zeigt auf, wie diese Ziele mit der Verdichtung nach innen in Einklang gebracht werden kann.
Und Uzwil?
Die innerstädtische Sommerhitze macht auch vor dem urbanen Kernsiedlungsgebiet Uzwil-Niederuzwil nicht Halt. Wie darauf reagieren? Uzwil wird in den nächsten Jahren seine Ortsplanung komplett erneuern und den Grundstein legen, wie sich die Siedlung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln soll. Ein ohnehin komplexes Vorhaben, welches um eine weitere Dimension angereichert wird. Und gleichzeitig zeigt der Bericht des Bundesamtes für Umwelt auf, dass verschiedene Massnahmen, welche Uzwil in den letzten Jahren – auch aus anderen Gründen – umgesetzt hat, in die richtige Richtung gehen. So die Ökologisierungen von Flächen, begrünte Flachdächer, die neuen strassenbegleitenden Baumreihen an der Bahnhof-, Gupfen- und Friedbergstrasse, die Bäume, welche in den letzten Jahren im Strassenraum entstanden, etwa in Tempo-30-Zonen oder bei Strassenerneuerungen. Der geplante Erhalt und die Aufwertung des Grüngürtels zwischen Niederuzwil und Uzwil kann in dieser Thematik künftig wichtige Akzente setzen. Auch die geplante Neugestaltung des Parks Birkenstrasse/Widenweg mit zusätzlichen Bäumen und einer Wasserfläche – und mit einer frei zugänglichen, attraktiven und gut nutzbaren Grünfläche im Zentrum der Siedlung – geht in diese Richtung. Bäume ins Zentrum wird das kantonale Vorhaben bringen, welches die Bahnhofstrasse in Uzwil erneuert. Solche und weitere Verbesserungen wird Uzwil auch weiterhin konsequent umsetzen. Dazu müssen die konzeptionellen Weichenstellungen in der anstehenden Ortsplanungsrevision nicht abgewartet werden.
Energiewende
Die Siedlungen an die negativen Begleitfolgen der Klimaerwärmung anpassen: Das ist die eine Seite. Diese Massnahmen können die Hitze in den Siedlungen für die Bevölkerung erträglicher gestalten. Sie können aber den Temperaturanstieg nicht verhindern. Dazu bleiben die Massnahmen auf dem Weg zur Energiewende elementar. Auch sie verfolgt die Gemeinde konsequent weiter.
Was bringen Bäume?
„Bäume können am Tag im Aufenthaltsbereich des Menschen eine Temperaturreduktion von über 7 °C bewirken. Die kühlende Wirkung ist hauptsächlich auf die Beschattung zurückzuführen und wird durch Transpiration von bis zu mehreren Hundert Liter Wasser pro Tag und Baum verstärkt. Die nächtliche Wärmeabstrahlung des Strassenraums ist ebenfalls reduziert, wenn er tagsüber dank Bäumen nicht überhitzt. Ein weiterer Nutzen liegt im Vermögen der Bäume, Schadstoffe aus der Luft herauszufiltern. Insbesondere an viel befahrenen Strassen sollte dieser Effekt genutzt werden.“
Bericht Hitze in Städten, BAFU