BUNDESRAT ALAIN BERSET BESUCHTE ST.GALLEN

Bundesrat Alain Berset, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, ist am Montag nach St.Gallen gereist um sich hier ein Bild der aktuellen Pandemiebekämpfung machen.


Um die Gesundheit der St.Galler Bevölkerung zu schützen, arbeitet der Kanton eng mit dem Bund zusammen. Insbesondere in der aktuellen Pandemiesituation sind ein kontinuierlicher Austausch und eine enge Abstimmung unerlässlich.

Deshalb reiste Alain Berset am Montag nach St.Gallen. Regierungspräsident Bruno Damann, Vorsteher des Gesundheitsdepartementes, und Regierungsrat Fredy Fässler, Vorsteher des Sicherheit- und Justizdepartementes, begrüssten ihn.

Nach einem Besuch beim FC St.Gallen und der Information über dessen Schutzkonzept für Grossveranstaltungen werden die Amtsträger auch das Zentrum für Labormedizin in St.Gallen besuchen. Um 13.15 Uhr findet ein Mediengespräch statt.

Regierungspräsident Bruno Damann mit Alain Berset. (Bild: Matilda Good)

13:15 Uhr Das Mediengespräch beginnt. Regierungspräsident Bruno Damann ergreift das Wort und erzählt, dass es ein interessanter Vormittag war. «Wir sind in einer Situation, die uns beunruhigt. Die Fallzahlen steigen, aber die Hospitalisationen bleiben weiterhin tief», so Damann. Die St.Galler Regierung trifft sich morgen um weitere Massnahmen zu besprechen.

13:17 Uhr Nun spricht Alain Berset. Auch er lässt den Vormittag Revue passieren. Man schaut sich die aktuelle Entwicklung sehr genau an. Nicht nur die Fallzahlen, sondern auch die Hospitalisationen seien wichtig. Diese würden nun wieder langsam ansteigen.

«Die Situation ist kritisch, aber unter Kontrolle», so Berset. Es habe weniger versteckte Fälle und eine Überlastung der Spitäler gibt es zurzeit nicht. Langsam würden sich aber auch wieder mehr ältere Personen anstecken. Es brauche gute Testkapazitäten und man müsse verhindern, dass die Ansteckungen in den Generationen steigt. Das sei sehr schwierig.

13:25 Uhr Situation in St.Gallen: Berset sagt, dass die Zusammenarbeit mit dem Kanton sehr gut sei und die Fallzahlen nicht so hoch sind, wie in anderen Kantonen. Zum Thema Grossverantsaltungen wie bei den FCSG-Matches funktionieren. Es gibt allerdings noch Feinheiten, die verbessert werden können. Wenn es genug Platz gibt und ein gutes Schutzkonzept umgesetzt werden kann, dann gibt es keinen Grund, eine Veranstaltung durchzuführen. «Die Einhaltung der Schutzkonzepte ist essenziell», sagt Berset. Bei Privatfeiern ist es problematischer, da die Abstände nicht eingehalten werden und keine Masken getragen werden.

«Alle Menschen sind zurzeit gefordert. Es geht nicht, dass die älteren Personen aufpassen und die Jugendlichen nicht. In den letzten fünf Tagen hat sich sehr viel geändert», beendet Berset seine Ausführungen..

13:32 Uhr Jetzt beginnt die Fragerunde

Solle es Bussen geben, wenn Personen keine Masken tragen?

Alain Berset: Es ist nicht möglich Bussen zu verteilen, da wir uns nicht mehr im Notrecht befinden und es diesbezüglich keine gesetzliche Grundlage gibt.

Sollte man die Maskenpflicht nicht flächendeckender einführen? In St.Gallen gibt es ja noch keine.

Alain Berset: Ich finde es gut, dass die Kantone selbst je nach aktueller Situation entscheiden können. Die Situation in Zürich ist nicht die gleiche wie in St.Gallen. Wenn die Hospitalisierungen steigen, kann man über flächendeckendere, einheitlichere Massnahmen sprechen.

Bruno Damann: Wir befinden uns in der ersten Stufe des 3-Stufen-Plans im Kanton St.Gallen. Die Fälle sind angestiegen, die Hospitalisationen aber nicht. Man werde morgen über eine eventuelle Maskenpflicht in den Läden diskutieren. In Absprache mit anderen Ostschweizer Kantonen.

Sollte man die Corona-Strategie ändern?

Alain Berset: Es gibt keine Corona-Strategie. Wir müssen jeden Tag schauen, dass wir flexibel bleiben. Wer hätte vor einer Woche gedacht, dass wir heute 4’000 Fälle haben? Wer hätte gedacht, dass wir heute eine Positivitätsrate  von fast 10 Prozent hätten?

Was muss passieren, dass wieder die ausserordentliche Lage ausgesprochen wird?

Alain Berset: Die ausserordentliche Lage war notwendig. Heute versuchen wir alles daran zu setzen, dass es nicht mehr so weit kommen muss. Man hat uns immer gesagt ‹Der Bundesrat will alle Macht für sich!›, dabei wollten wir die Verantwortung auch mehr an die Kantone abgeben.

Wie stehen Sie zur Haltung, dass man nur Risikogruppen testet und isoliert?

Alain Berset: Wir haben uns darüber Gedanken gemacht und es versucht. Wir können ältere Personen nicht einfach wegsperren. Ich habe gehört, wie schlecht es einigen während des Lockdowns ging.  Ausserdem kann es sein, dass das Pflegepersonal sich ansteckt und das Virus kann ins Altersheim gelangen.

Ja, die aktuelle Teststrategie ist aufwendig und teuer. Aber sie ist günstiger als die Alternative und das ist ein zweiter Lockdown. Das wäre viel, viel teurer. Einen dritten Weg kenne ich nicht, da wir keine Alternative haben zurzeit.

Das Contact-Tracing ist am Anschlag. Braucht es mehr Unterstützung vom Bund?

Alain Berset: Wenn sich Kantone an uns wenden, schauen wir immer, was machbar ist.

Bruno Damann: Zurzeit ist das Contact-Tracing noch nicht am Anschlag. Steigen die Zahlen weiterhin so an, wird es schwierig. Eine Hilfe vom Bund nehmen wir gerne an.

Sind lokale Lockdowns, vom Bund verordnet, denkbar?

Alain Berset: Ja, lokale Lockdowns sind möglich. Aber es ist Sache der Kantone, da es gesetzlich so geregelt ist.

13.54 Uhr Die Pressekonferenz ist beendet.

 

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