Die drei Kandidaten für das Gemeindepräsidium Wilhelm Bläuer, Peter Zuberbühler und Damian Gahlinger.
An der Podiumsdiskussion mit den drei Kandidaten für das Gemeindepräsidium, Peter Zuberbühler (parteilos), Damian Gahlinger (SVP) und Wilhelm Bläuer (parteifrei) bekamen sie die Gelegenheit, ihre politischen und gesellschaftlichen Ansichten zu präsentieren.
(Ernst Inauen)
Am Abstimmungs- und Wahlsonntag vom 27. September werden an der Urne neben den nationalen und kantonalen Vorlagen auch über die Behörden der Politischen Gemeinde, der Oberstufenschule Sproochbrugg sowie der Korporationen der drei Dörfer Niederhelfenschwil, Zuckenriet und Lenggenwil abgestimmt. Von grossem Interesse sind vor allem die Kampfwahlen beim Gemeindepräsidium und für die vier Sitze im Gemeinderat. Die Kandidatinnen und Kandidaten konnten sich vor zwei Wochen bei einem Informationsanlass der interessierten Bevölkerung vorstellen. Nun ergab sich anlässlich einer sehr gut besuchten Podiumsdiskussion in der Aula der Oberstufenschule Sproochbrugg nochmals die Gelegenheit, die drei Kandidaten Peter Zuberbühler, Wilhelm Bläuer und Damian Gahlinger näher kennenzulernen. Der stellvertretende Chefredaktor Hans Suter sprang kurzfristig für den leicht erkrankten Ruben Schönenberger von der Wiler Zeitung ein und moderierte das Wahlpodium. Auch das Publikum konnte anschliessenden den drei Kandidaten auf den Zahn fühlen. Organisiert wurde der Anlass von der Findungskommission. Nach dem Abschluss der Podiumsdiskussion offerierte die Gemeinde im Freien einen Apéro, bei dem rege diskutiert wurde.
Kurzvorstellung der Kandidaten
Nach dem Rücktritt des bisherigen Amtsinhabers Simon Thalmann zeichnet sich ein spannender Dreikampf um seine Nachfolge im Gemeindepräsidium ab. So jedenfalls deutet es das grosse Interesse der Bevölkerung beim Besuch der spannenden Podiumsdiskussion an, füllten doch rund 170 Besucherinnen und Besucher den Versammlungssaal. Moderator Hans Suter stellte die drei Kandidaten nochmals kurz vor: Wilhelm Bläuer, Zuckenriet, 50-jährig, verheiratet, eine Tochter, Abschluss BWL an der Uni Fribourg, beruflich als Unternehmungsberater in Finanzfragen tätig, mehrsprachig, umfassende Auslanderfahrung, parteifrei. Der Niederhelfenschwiler Damian Gahlinger: 46-jährig, verheiratet, drei Kinder, Berufslehre als Maurer, Weiterbildungen, 2003 Gründung der eigenen Firma „Gahlinger Bau und Gestaltung“, seit 2007 Mitglied der SVP, 2016 in den Kantonsrat gewählt und 2020 bestätigt. Der dritte, von der Findungskommission vorgeschlagene Kandidat Peter Zuberbühler, wohnhaft in Wasterkingen im Bezirk Bülach, 44-jährig, verheiratet, sechs Kinder, Berufslehre als Schreiner, diverse Weiterbildungen, Fachdozent für BWL, Buchhaltung und Recht an der Bénédict-Schule Zürich, seit 2018 Geschäftsführer bei der Holzwerkstoffe Frauenfeld AG, seit 2010 nebenamtlicher Gemeindepräsident von Wasterkingen, seit 2018 Schulratspräsident, parteilos.
Motivationsgründe, Wunschvorstellungen und Stärken
Als seine Motivation führte Wilhelm Bläuer seinen Willen an, die Richtung der Gemeinde mitzubestimmen, die hohe Lebensqualität zu erhalten und ein qualitatives Wirtschaftswachstum zu fördern. Damian Gahlinger beanstandete, dass es in der Gemeinde nicht immer gut gelaufen sei. Bei Verbesserungen könne man immer auf ihn zählen. Peter Zuberbühler wies auf seine Erfahrungen aus seiner nebenamtlichen Tätigkeit in seiner Gemeinde hin, wofür er seine ganze Freizeit eingesetzt habe, die er nun auch in Niederhelfenschwil im Vollamt einbringen könnte. Gahlinger wünscht weiterhin wie bisher wahrgenommen zu werden, er sei streng, erwartungsvoll und volksnah: Zuberbühler möchte basisdemokratisch, zugänglich und offen für alle wirken. Bläuer will klare Ziele und Leitplanken setzen, bei Projekten direkt kontaktieren. Nachteilig sei sein nicht perfektes Schweizerdeutsch, er sei offen für alle Ämter. Er denke prozessorientiert, vergleiche Vorteile anderer Gemeinden und wolle Besseres erwirken. Als Stärken und Kompetenzen sieht Zuberbühler die Fähigkeit, zuzuhören, zu überzeugen, transparent zu informieren und seine Partei-Unabhängigkeit. Als „positive“ Schwäche bezeichnet er sein oftmals zu grosses Kommunikationsverhalten. Gahlinger führt als Stärke seinen Umgang mit den Anliegen der Menschen, sie ernst zu nehmen und vorauszuschauen. Er könne jedes Amt annehmen, auch wenn seine schulische Bildung nicht mit den anderen vergleichbar sei.
Vorstellungen über die operative und strategische Ebene
Gahlinger glaubt durch seinen Beruf und sein Kantonsratsmandat genügend Einblick in die Verwaltung einer Gemeinde zu haben, ausserdem seien die Bedingungen mehrheitlich vorgegeben. Ähnlich sieht dies auch Zuberbühler, wie er in Erwähnung seiner nicht immer einfachen Erfahrungen bemerkte. Wichtig sei eine gute Zusammenarbeit von Verwaltung und Bürgerschaft. Bei Bläuer geht es um Prozesse die zu entwickeln seien. Konkrete Vorstellung für die Aufgaben in der Verwaltung hat Zuberbühler in der Aufteilung bei den Gemeinderäten je nach Eignung sowie die Zusammenarbeit mit erfahrenen Personen. Bläuer möchte das Pensum des Gemeindepräsidenten reduzieren in Richtung 80%. Gahlinger ist offen für alles, zieht Vergleiche mit anderen kleinen Gemeinden, die zum Teil wesentlich kleinere Pensen haben, je nach Kombination Präsidium und Beamtungen. Seine Strategie geht eindeutig zur Erhaltung der hohen Lebensqualität und der guten Schulen. Eine langfristige Planung erachtet er als wichtig und ist strikte gegen Hochbauten. Seine Ziele sind die Realisierung eines Radweges Sproochbrugg-Oberbüren und Verbesserung des ÖV. Er vertritt die SVP-Linie und lehnt die Fusion mit einer anderen Gemeinde ab. Bläuer strebt ein finanzielles Wachstum an, das er mit der Ansiedlung neuer Firmen erreichen will. An die Steuereinnahmen würden aktuell nur vier Prozent juristische Zahler beitragen. Die Unabhängigkeit der Gemeinde bleibe für ihn unbestritten, hingegen bevorzuge er eine enge Zusammenarbeit mit grösseren Regionen. Weil Zuberbühler die Situation nur von aussen kennt, zielt auch seine Vorstellung zur Erhaltung der Unabhängigkeit, der Lebensqualität und einer massvollen inneren Entwicklung. Sein Herz schlage für das Gewerbe, sagte er. Bezüglich Steuerfuss solle der kontinuierliche Prozess auch den Verzicht auf gewisse Ansprüche nicht ausschliessen.
Stellungnahmen zu konkreten Sachfragen
Der Moderator sprach abschliessend einige aktuelle Sachfragen an. Beim Projekt Geren, das vom Stimmvolk abgelehnt wurde, war er ein vehementer Gegner. Es sei für ihn klar, das Gesetz müsse eingehalten werden und ein so grosser Bau gehöre nicht nach Lenggenwil. Zuberbühler hat keine beruflichen Verbindungen dazu. Neue Firmen und Arbeitsplätze seien wünschenswert, meinte Bläuer. Über die Sanierung des Lernschwimmbeckens Sproochbrugg solle die Bürgerschaft befinden, meinen die Kandidaten. Kantonsrat Gahlinger führt Vorteile an wie Vernetzung in Gemeinde, Kanton und Bund, Verbesserung des Bekanntheitsgrades. Bläuer sieht sich nicht als Politiker mit Ambiancen, viel eher will er in vier Jahren in der Lage sein, höhere Ausgaben zu ermöglichen. Für Zuberbühler steht seine Leidenschaft für die Gemeinde im Vordergrund und nicht ein Kantonsratsmandat. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurden aus dem Publikum verschiedene Fragen an die Kandidaten gestellt. Der parteilose Zuberbühler positioniert sich rechts der Mitte, während Gahlinger mit Überzeugung die Linie der SVP vertritt. Bläuer will auf Gemeindeebene parteiunabhängig sein, aber national in Richtung SVP/FDP. Er betrachtet den Unterschied von Gemeinde und Unternehmung so: Die Wähler sind die Eigner bei der Gemeinde, der Unternehmer bei den Firmen. Zuberbühler will nach Niederhelfenschwil, weil ihn die Findungskommission offenbar als geeignet finde und er das Vollamt mit Leidenschaft und längerfristig übernehmen möchte. Konkrete Fehlleistungen der vergangenen Jahre sind für Gahlinger die nicht korrekte Lösung beim Hasenholzprojekt Lenggenwil und die Geldverschleuderung beim Sproochbruggkreisel. Bläuer begründet seinen Meinungswechsel für die Teilnahme am Podium mit der Überzeugungskraft von Ruben Schönenberger, ist jedoch nicht einverstanden mit intolerablen Entscheidungen der Findungskommission.