CVP SAGT VIERMAL JA UND EINMAL NEIN

An ihrer Delegiertenversammlung in Gossau fasste die CVP Kanton St.Gallen ihre Parolen für die eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom 27. September 2020. Die Delegierten befürworten das neue Jagdgesetz, die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge sowie den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Ebenso spricht sich der Parteivorstand klar für einen höheren Kinderabzug und gegen die Begrenzungsinitiative aus. Ausserdem dankten die Delegierten ehemaligen Mandatsträgern für ihr langjähriges, engagiertes Wirken im Kanton.


Parteipräsident Patrick Dürr begrüsste rund neunzig Delegierte im Fürstenlandsaal in Gossau, um die CVP im Hinblick auf die Volksabstimmungen vom 27. September 2020 thematisch zu positionieren.

Ja zum neuen Jagdgesetz
Die Delegierten stimmen mit 72 Ja- zu 5 Nein-Stimmen bei 4 Enthaltungen dem neuen Jagdgesetz zu. Nationalrat Markus Ritter zeigte die Notwendigkeit dieser Vorlage auf. Das bestehende Gesetz sei über dreissig Jahre alt und erfülle die heutigen Anforderungen an Natur- und Artenschutz nicht mehr. Er veranschaulichte, dass die Bestände geschützter Arten, insbesondere Wolf, Biber oder Höckerschwäne, sich in den letzten Jahren stark vermehrten, was immer öfter zu Konflikten mit Land-, Forstwirtschaft und Fischerei geführt hätten.

Ebenso wies er darauf hin, dass auch im neuen Gesetz die Bestände der Wildtiere nicht gefährdet werden dürfen. «Mit dem neuen Jagdgesetz wird mehr Sicherheit für Tiere, Landschaften und Menschen geschaffen», so Markus Ritter. Das fortschrittliche Jagdgesetz fördere zudem die Artenvielfalt, verstärke den Schutz der Kulturlandschaft und ermögliche die Pflege der Jagd auf fortschrittliche Art und Weise. Die Delegierten teilten seine Meinung und stimmten dem neuen Jagdgesetz deutlich zu.

NR Markus Ritter setzte sich für das neue Jagdgesetz ein.

Ja zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge
Mit 69 Ja- zu 11 Nein-Stimmen sagen die Delegierten klar Ja zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge, womit die seit 1978 und 1996 im Einsatz stehenden Flugzeuge ersetzt werden sollen. Der Parolenfassung vorausgegangen war eine engagierte Diskussion zwischen CVP-Nationalrat Nicolo Paganini und der St.Galler Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser. «Ohne die Beschaffung von neuen Kampfflugzeugen kann der Luftraum ab dem Jahr 2030 nicht mehr geschützt werden, weil die jetzigen Flugzeuge dann am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt sind», stellte Nicolo Paganini klar. Es gehe somit um den Grundsatz, ob die Schweiz in Zukunft noch eine Luftverteidigung haben wolle oder nicht. «Der Luftraum über Produktionsanlagen, Forschungslabors, Logistikterminals und Bildungseinrichtungen muss geschützt werden können. Unternehmen investieren in den Standort Schweiz, auch weil sie auf die Sicherheit in unserem Land vertrauen», begründete Nicolo Paganini seine Zustimmung zur Vorlage. Für die neuen Kampfflugzeuge seien maximal sechs Milliarden Franken im ordentlichen Budget vorgesehen, über den Flugzeugtyp entscheide der Bundesrat später.

Franziska Ryser hingegen lehnt die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge ab, weil sie ihrer Ansicht nach unnötig und zu teuer seien. Ausserdem seien in der heutigen Zeit Terrorismus, Pandemie und Cyberangriffe die realistischeren Bedrohungen. Auch ihr Argument, dass bei einer Ablehnung der Luftraum trotzdem geschützt werden könne in Zukunft, verfing bei den Delegierten nicht.

Yvonne Suter moderierte die spannende Diskussion über die Beschaffung von Kampfflugzeugen. NR Nicolo Paganini (CVP) kreuzte die verbalen Klingen mit NR Franziska Ryser (Grüne).

Ja zum Vaterschaftsurlaub
Die Delegierten befürworten mit 72 Ja- zu 4 Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas stellte klar, dass es jetzt höchste Zeit sei, den Urlaub gesetzlich zu verankern. «Der Vaterschaftsurlaub leistet einen wichtigen Beitrag zur Entlastung von Müttern und zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf», führte er aus. Genauso sei die Vorlage eine wirtschaftsverträgliche und familienfreundliche Lösung. Zudem werde damit die durch die Mutterschaft verursachte Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt verringert. Die Delegierten folgten seiner Meinung und stimmten dem neuen Vaterschaftsurlaub mit grosser Mehrheit zu.

Ja zu Kinderabzügen, nein zur Begrenzungsinitiative
Der Parteivorstand fasste im Vorfeld der Delegiertenversammlung die Parole zur Erhöhung der Kinderzulagen auf Bundesebene. Er unterstützt dieses Vorhaben einstimmig. Mit der Annahme werden die Familien finanziell entlastet, unabhängig davon, ob die Kinder in einer Kindertagesstätte oder zuhause betreut werden. Ebenso wird mit dem erhöhten Kinderabzug der Mittelstand gestärkt und er hilft mit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Bereits im März sprach sich der Parteivorstand klar gegen die Begrenzungsinitiative aus. Mit dieser Vorlage wird die Kündigung der Personenfreizügigkeit mit der EU verlangt. Dies käme einem «Schweizer Brexit» gleich. Gerade für den stark exportorientierten Grenzkanton St.Gallen hätte dies schwerwiegende Folgen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und somit für die Gesellschaft insgesamt. Die CVP hat sich immer für die Bilateralen Verträge stark gemacht und wird das auch in Zukunft tun. In global unsicheren Zeiten sind stabile Beziehungen zur EU als wichtigste Handelspartnerin unverzichtbar.

Mandatsträger verabschiedet
In engagierten Reden wurden an der Versammlung die Verdienste der langjährigen ehemaligen CVP-Mandatsträgern Ruth Metzler und Martin Huser (Universitätsrat), Diego Forrer (Erziehungsrat) und Dominik Scherrer (Kantonsrichter) gewürdigt.

Die ehemalige CVP-Bundesrätin Ruth Metzler wurde für ihr Engagement im Hochschulrat der Universität St.Gallen geehrt und dankte ihrerseits für das Vertrauen.
Kantonsratspräsident Bruno Cozzio sprach sich – trotz gewissen Bedenken – für ein Ja zum neuen Jagdgesetz aus.

Die Gastgeber von der CVP Gossau-Arnegg sorgten zusammen mit dem kantonalen Geschäftsführer Pius Bürge für eine tadellose Organisation der Delegiertenversammlung im Fürstenlandsaal.


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