Im Juni will der Kanton das Projekt für die Erneuerung der Bahnhofstrasse im Uzwiler Zentrum öffentlich auflegen. Was ist zu erwarten?
(Gemeinde Uzwil) Strassen repräsentieren den Zeitgeist ihrer Erstellung. Die Bahnhofstrasse im Zentrum von Uzwil ist ein typisches Beispiel für eine verkehrsorientierte Strasse aus der Zeit vor rund 40 Jahren. Sie kann den motorisierten Verkehr gut abwickeln. Sie leistet aber mit ihrer kargen Erscheinung keine Akzente für ein lebenswertes Zentrum. Baut der Kanton heute Zentrumsstrassen neu, sehen sie anders aus. Zeitgeist und Normen entwickeln sich.
Normen
Der Technische Bericht zum Bauvorhaben listet 17 Positionen von massgebenden Normen, Richtlinien und Weisungen auf. Ihr Inhalt: Der Strassenraum selber, Querungen für den Langsamverkehr, Fussgängerverkehr, Strassenentwässerung, hindernisfreie Bauten, Haltestellen des öffentlichen Verkehrs und anderes mehr. Diese Normen sind anders als in der Bauzeit der heutigen Bahnhofstrasse. Insbesondere Themen wie Verkehrssicherheit haben in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Beispielsweise waren erforderliche Sichtweiten bei Ein- und Ausfahrten vor Jahrzehnten deutlich weniger ein Thema als heute.
Strecke
Das Projekt umfasst die Bahnhofstrasse von der Bahnunterführung bis südlich der Liegenschaft Bahnhofstrasse 97. Und natürlich auch die Anpassung der einlenkenden Strassen in diesem Abschnitt. Der Verkehr wird weiterhin im Gegenverkehr durchs Zentrum geführt. Wegen der niedrigen Bahnunterführung sind im Zentrum nur wenige Lastwagen zu sehen. Verschiedene Buslinien befahren die Bahnhofstrasse, sie müssen kreuzen können. Entsprechend bleibt die neue Bahnhofstrasse auf das Kreuzen von Lastwagen – oder eben Bussen – ausgelegt, wenn auch mit reduzierter Geschwindigkeit. Die Projektierungsgeschwindigkeit im Sanierungsprojekt ist 40. Das ist für ein Zentrumsgebiet angemessen. Und hilft. Denn: Je schneller die Projektierungsgeschwindigkeit, desto höher etwa die Anforderungen an Sichtweiten von Ein- und Ausfahrten. Und desto weniger kann entlang der Strasse parkiert werden. Die Fahrbahn wird sechs Meter breit, davon sind je 40 Zentimeter am Strassenrand der beiden Fahrspuren mit einem flächigen Naturstein ausgeführt. Das engt die Fahrbahn optisch ein. Und hilft, das Tempo im Griff zu haben. Dieses Element stammt – wie die Strassenbreite – aus der damaligen Konzeption, an welcher beispielsweise Gemeinde, Geschäftszentrum, Gewerbeverein, Polizei und Kanton mitwirkten.
Aufenthaltsqualität
Das Projekt soll die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums erhöhen. Das Zentrum soll insbesondere für den Langsamverkehr attraktiv werden. Dafür ist beispielsweise entlang der Strasse eine Baumreihe vorgesehen. Zwischen Bahnunterführung und Zentrumskreuzung auf der Südostseite, von der Zentrumskreuzung abwärts auf der Nordwestseite. Auch das stammt aus der damaligen Konzeption. Wichtig zu wissen: Die Bäume stehen nicht in Konkurrenz zu Parkplätzen. Das Parkplatzangebot entlang der Strasse wird durch die erforderlichen Sichtweiten der Ein-/Ausfahrten und der Fussgängerstreifen definiert. Ohne Bäume gäbe es nicht mehr Parkplätze. Natürlich wird auch die ganze Strassenbeleuchtung erneuert.
Zentrumskreuzung
Bereits in der damaligen Konzeption wurde um die Art der Kreuzung gerungen. Varianten ohne Lichtsignal wurden verworfen. Man sah aber damals eine grosse Chance im Verzicht auf die Linksabbiegespuren. Sie konsumieren viel Platz. Fallen sie weg, kann der Platz anderweitig genutzt werden. Genau davon geht das Projekt nun aus. Weil die aufwändigen Verkehrssimulationen zeigen: Die Kreuzung funktioniert auch ohne die Linksabbiegespuren, auch bei noch zunehmendem Verkehr. Links abbiegen bleibt natürlich möglich. Die Kreuzung soll nach der Sanierung im Konzept «Vollgrün» betrieben werden. Dieses Konzept kennt nur zwei Phasen: Grün für die Bahnhofstrasse und Grün für die Neudorf-/Lindenstrasse. Wer abbiegt, muss Fussgänger und den Gegenverkehr beachten.
Das Geld
Über vier Millionen Franken will der Kanton im Uzwiler Zentrum investieren. Daran hat sich die Gemeinde mit gut zwei Millionen Franken zu beteiligen. Wann gebaut wird, hängt von verschiedensten Faktoren ab. Zuerst startet nun voraussichtlich im Juni die öffentliche Auflage des Projektes. Die Erfahrung anderer vergleichbarer Projekte zeigt: Rechtsmittel- und Landerwerbsverfahren können längere Zeit beanspruchen. Es dürfte entsprechend noch etwas dauern, bis die Bagger auffahren…