AUSFLUGSTIPP: WUNDERLICHES IN STOTZIGEM GELÄNDE

Am südlichsten Zipfel des Kantons Thurgau treffen beim sogenannten Dreiländerstein der Hinterthurgau, das Toggenburg und das Tösstal aufeinander. In dieser zerklüfteten Landschaft haben unterschiedliche Menschen ihren zeitweiligen Lebensraum gefunden.

Im Titelbild: Der Bichelsee liegt direkt auf der Kantonsgrenze auf dem Gemeindegebiet von Turbenthal (ZH) und Bichelsee-Balterswil (TG).


(Adrian Zeller)

Das Zusammentreffen der Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich lässt in verschiedenen Tempi erleben: Die Region ums Hörnli ist bei Motorradfahreren sehr beliebt, in den kurvenreichen Strecken können sie ihren Fahrspass voll ausleben. Diesem frönen ihrerseits auch die Moutainbikefahrer auf der offiziellen Route von Winterthur bis Wattwil. Und bisweilen begegnet man auch einem Alpakatrekking, auf einem Hof in der Region werden die entsprechenden Tiere gezüchtet.

Frühe Industrieansiedlung

Nicht nur das Brummen von beschleunigenden Motoren hallt durch die zerklüfteten Täler, von Ferne ist gelegentlich das rhythmische Fauchen der Lok des Dampfbahnvereins Zürich Oberland zu hören, gemischt mit Kuhglockengebimmel. Selten vernimmt man auch wummendern Rhythmen einer Goaparty unter freiem Himmel.

Das waldreiche Gebiet, die tiefen Täler und die überhängenden Gesteinsformationen ist ein Rückzugsort für Menschen die nicht ins Rampenlicht drängen.

Die dünn besiedelte voralpine Gegend ist von Sandstein und Nagelfluh, auch Herrgottsbeton genannt, geprägt. Die Töss, die dem entsprechenden Tal seinen Namen gab, wurde früh für die Baumwollindustrie genutzt. Viele Menschen wanderten von den Höfen in die Fabriken ab. Denen die geblieben sind, verlangt das steile Gelände bei der landwirtschaftlichen Bearbeitung einiges ab.

Unterwegs nach Santiago

Regelmässig wird die Region auch von Pilgern begangen, der Jakobsweg Richtung Santiago de Compostela führt durch das Tannenzapfenland und das Tösstal, mit Etappenziel Kloster Einsiedeln. Auf dem Weg dorthin ist das Kloster Fischingen als eine beliebte Übernachtungsstation gelegen.

Es wurde 1138 als Zufluchtsort für die Pilger gegründet. Heute ist die barocke Anlage ein beliebter Aufenthaltsort für Seminarteilnehmer und für Erholungsuchende. Gleichzeitig hat es sich innert weniger Jahre zu eine Art Insidertipp für Liebhaber besonderer Biere aus der innovativen Kleinbrauerei etabliert. Ausserdem ist es ein Verehrungsort der Heiligen Idda von Toggenburg.

Kloster Fischingen.

Textilfrei zurück zur Natur

Fans besonderer Pflanzen kommen ebenfalls auf ihre Rechnung. Zwischen Hulftegg und Hörnli ist ein Naturschutzgebiet gelegen, das bei Freunden der Botanik für besonders seltene Gewächse bekannt ist.

Apropos Natur: Oberhalb von Turbental besitzt die Organisation «die neue Zeit» ein abgelegenes Areal, wo die Nudisten vor neugierigen Blicken geschützt sind, wenn sie sich hüllenlos in der freien Natur bewegen.

Berggasthaus Hörnli.
Hörnli mit Aussicht auf Steg im Tösstal.

Geheime Anlagen

Vor allzu aufdringlichen Blicken war auch eine Stellung von Flugabwehrraketen vom Typ Bloodhound in der Gemeinde Fischenthal gut geschützt. In einer Geländenische erinnern heute noch kreisrunden Abschussplätze an die Zeiten des Kalten Krieges. Ehemals war die Anlage streng geheim, heute findet man sie leicht im World Wide Web.

Unweit davon ist der Sitz der «Freien Interessengemeinschaft für Grenzwissenschaften und Ufologie (FIGU)» im «Semjase-Silver-Star-Center» angesiedelt. Ihr Gründer „Billy“ Eduard Albert Meier sichtet gemäss eigenen Angaben seit seinem fünften Lebensjahr in der Region UFOs und pflegt Kontakt zu Ausserirdischen.

Reduit für kirchliche Aussenseiter

Auch andere Gemeinschaften, die sich mit höheren Sphären beschäftigen, haben sich in der Region niedergelassen. Oberhalb von Bäretswil befindet sich die sogenannte Täuferhöhle.  Sie ist rund 40 Meter tief und vier Meter hoch. Sie diente einst als geheimer Unterschlupf der Täuferbewegung. Als Folge der Reformation nach 1500 bildeten sich verschiedene Gruppen wie die Täufer mit teils radikalen Bibelauslegungen. Sie wurden von der Zürcher Regierung verfolgt.

Das sehr unübersichtliche Tösstal erwies sich als geeigneter Rückzugsort für weitere religiöse Sondergruppen. Auch die Gemeinde für Christus, die Neuapostolen, die Methodisten, die Freie Missionsgemeinde, die Christliche Gemeinde Hoffnung und Licht und weitere haben bis heute dort ihre Adressen.


 

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