Am 31. Mai 1987 wurde die neue Späth-Orgel von Dom-Kanonikus Paul Schneider eingeweiht. Die Intonation hatte Hans Späth selbst vorgenommen, das erste Konzert bot Pater Ambros Koch OSB, Fischingen, der auch als Berater agierte. Grosse Freude herrschte natürlich beim Kirchenchor.
Im Titelbild: Die alte Orgel aus dem Jahr 1895.
(Vroni Krucker)
Es war eine langwierige Geschichte, der Orgelbau in Niederhelfenschwil – überall fehlte es an Geld. Bereit 1797 wurde die erste Orgel als Occasion im Kloster Notkersegg bei St. Gallen erstanden. Die Reparatur und der Einbau kamen doppelt so hoch zu stehen wie der Kaufpreis. 1889 wurde der Kirchenchor gegründet, 1895 für Fr. 9500.00 eine neue Orgel mit 18 Registern und Röhrenpneumatik gekauft. Die Versteigerung der Holzteile der alten Orgel erbrachte 54 Franken. Bei der Innenrenovation 1942/43 wurde auch die Orgel einer Umgestaltung und Erweiterung unterzogen. Die Firma Späth, Rapperswil, verbreiterte den Prospekt und setzte neue Pfeifen ein. Die Orgel funktionierte auf pneumatischer Basis und umfasse 22 Register.
Neue Orgel wird beschlossen
Das Instrument wies immer mehr Mängel auf, machte dem Organisten das Spielen und Begleiten des Chores schwer. Da und dort blieben Töne hängen oder reagierten gar nicht, sodass die Anschaffung eines neuen Instrumentes im Raum stand. Grosse Unterstützung bekamen die Verantwortlichen vom damaligen Pfarrherrn Eugen Boppart. Fachliche Unterstützung bot der Orgelexperte Pater Ambros Koch OSB vom Kloster Fischingen, der sich sehr um eine gute und dem Innenraum angepasste Orgel einsetzte. Am 19. September 1984 wurde an einer ausserordentlichen Kirchbürgerversammlung der Orgelneubau beschlossen. Mit einem grossen und sehr erfolgreichen Bazar im November 1986, getragen und unterstützt von der ganzen Pfarrei, und einem speziellen Orgelwein wird ein erfreulicher Betrag an die Finanzierung beigebracht. Die Pfeifen der alten Orgel wurden versteigert, was wiederum einen schönen Zustupf ergab. Der Bau des Instrumentes wurde interessiert verfolgt und den Handwerkern gerne zugeschaut.
Gestaltung des Orgelgehäuses
Der Eidg. Denkmalpfleger Dr. Josef Grünenfelder erklärte: «Nachdem Stil und Haltung der Architektur und der Dekoration der Kirche am Übergang vom Spätbarock zu Frühklassizismus stehen, war es fast zwingend, sich auch in der Stilhaltung des Orgelgehäuses diesem Stil anzupassen». Das führte zu einem relativ preiten Prospekt. Die Schleierbretter und die Verzierungen über den Pfeifenfeldern sprühen nicht in unerschöpflichen Rankenvariationen, sondern nehmen die in der Kirche selbst vorgegebenen Motive der Ornamentgitter und drapierten Vorhänge auf. Dass sich die farbige Gestaltung an die Marmorierung der Altäre hält, ist in Süddeutschland und der Deutschschweiz die Regel. Die Aufgabe war, die Orgel von 1987 so in den Kirchenraum von 1787 zu integrieren, dass sie in ihrer Gesamtwirkung auch optisch mitklingen kann und nicht als Störefried im harmonischen Konzert der Formen abgestossen, sondern als Mitspieler aufgenommen wird.
Die neue Orgel
Pater Ambros Koch schrieb in der Festschrift von Walter Stähelin: «Nun ist die Kirche in Niederhelfenschwil um ein grossartiges Kunstwerk reicher. Nicht nur die Pfeifen des Prospektes und das prachtvoll geschwungene Gehäuse mit seinen Verzierungen, sondern auch die Klänge der Orgel bringen einen neuen Glanz in den Kirchenraum. Von der Planung bis zur Fertigstellung mussten viele Fragen gelöst werden. In einem barocken Raum soll auch ein Stil der Kirche angepasstes Instrument stehen. Die eigentliche barocke Orgel ist ein rein mechanisches Werk. Sie muss heute vielseitige Aufgaben erfüllen können. Sie soll einerseits die Kirchgemeinde zum gemeinsamen Singen hinführen. Andererseits ist es eine ihrer grössten Aufgaben, den Gesang des Chores zu begleiten oder gemeinsam mit anderen Instrumenten in der Liturgie mitzuwirken. Und schliesslich soll sie auch für Konzerte in diesem stimmungsvollen Kirchenraum dienen können. Um die reiche Orgelliteratur der verschiedensten Zeitepochen spielen zu können, müssen auch die dazu nötigen Spielhilfen zur Verfügung stehen. So wurde für die Orgel eine vierfache rein mechanische Setzerkombination eingebaut, eine neue Einrichtung, die sonst kaum zu finden ist.
Die Helfenschwiler sind stolz auf ihre wunderschöne Orgel in der herrlichen Barockkirche. Der Johanneschor ist dankbar und grosser Nutzniesser. In den letzte 30 Jahren zeigten zahlreiche Künstlerinnen und Künstler ihr Können auf der Empore. Ob allein oder in Formationen, ob mit Singen oder musizieren – sie waren begeistert von diesem Instrument und die Zuhörenden durften geniessen.
Quellen
Dr. Josef Grünenfelder
Pater Ambros Koch
Walter Stähelin