An der Generalversammlung des Vereins Textilmuseum Sorntal in Niederbüren standen die erfreulichen Berichte über den positiven Geschäftsverlauf im Vordergrund. Ausserdem wurde dem Museumsgründer Gottlob Lutz und seiner Gattin Bärbel sowie Franz Kettel verdientermassen die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Im Titelbild, Vorstand (v. l.): Werner Koller, Gottlob Lutz, Richard Holenstein, Michael Huber, Daniela Bieri, Felix Düring und Niklaus Hollenstein.
(Ernst Inauen)
Nach der eher unrühmlichen Vorgeschichte hat mit der Vereinsgründung Textilmuseum Sorntal im August 2018 und den erfolgreichen Verhandlungen zum Kauf der Liegenschaft ein neues Kapitel begonnen. Mit dem Übertrag des Eigentums der Liegenschaft auf dem Grundbuchamt am 2. September 2019 wurde der Kauf durch den Verein besiegelt. Das Kulturobjekt an der nordöstlichen Grenze der Gemeinde Niederbüren beherbergt eine historisch wertvolle, authentische Sammlung von Textilmaschinen, Apparaten, Stoffmustern und Dokumenten. Das umfangreiche Museumsgut dokumentiert die Sozial- und Industriegeschichte der Zeitepoche des 19. / 20. Jahrhunderts. Als einziges technisches Museum im Kanton St.Gallen erhielt es die offizielle Anerkennung durch den Bund. Die Gemeinde Niederbüren kann nun neben dem sehr erfolgreichen Rock & Pop-Museum mit dem Textilmuseum auf ein zweites kulturelles Vorzeigeobjekt hinweisen. „Wir sind stolz und hoch erfreut, dass unsere Bemühungen erfolgreich waren und dass uns der inzwischen auf 316 Personen angewachsene Verein und zahlreiche Sponsoren und Gönner den Kauf ermöglichten“, liess Vereinspräsident Richard Holenstein verlauten.
Breite Unterstützung
An der ordentlichen Generalversammlung im Gemeindesaal Niederbüren, an der 72 Mitglieder teilnahmen, strahlte Präsident Richard Holenstein nur positive Signale aus. Dank frühzeitiger Sicherung der Finanzierung konnte der Kaufpreis von Fr. 430‘000 noch vor Ende 2019 überwiesen werden. „Grosszügige Beiträge gingen von der Bürgerkorporation und von der Gemeinde Niederbüren, von der Stiftung zur Förderung der Zwirnindustrie, von der Ernst Göhner Stiftung Zug, vom Amt für Kultur St.Gallen, von der Methrom Stiftung Herisau, von einigen privaten VIP-Sponsoren und zahlreichen weiteren Spender und Gönner ein“, gab Holenstein bekannt. Bereits seien einige Projekte aufgegleist und zum Teil realisiert worden. So setze der Verein Prioritäten bei der Ausbildung zusätzlicher Führer sowie auf die Erfassung und Inventarisierung der Museumsgüter und deren Funktionsweisen. Dazu erstellte Vorstandsmitglied Werner Koller ein geniales Konzept. Im Vorfeld des 25-Jahr-Jubiläumsanlasses wurden auch einige Sanierungsarbeiten realisiert und das Nebengebäude als Apéroraum eingerichtet.
Erlebnisstätte der Textiltechnik
In seinem Jahresbericht erzählte der Präsident eine spezielle Geschichte über die Verbundenheit einer grosszügigen Gönnerin aus Zuzwil. Margrith Flammer überwies anlässlich ihres 100. Geburtstages dem Textilmuseum Sorntal für jeden Lebenstag einen Franken. Grund dazu war das Gedenken an ihre Vorfahren, welche ab dem Jahr 1909 neben dem grossen Betrieb in Zuzwil auch eine Schifflistickerei in Niederbüren mit rund 50 Mitarbeitenden betrieben. In diesem Gebäude an der Hauptstrasse leitete später über Jahrzehnte Edwin Eisenegger eine mechanische Werkstatt. Nach den positiven Meldungen richtete Richard Holenstein den Blick in die Zukunft. Die Modernisierung der Brandanlage könne dank Beitragszusicherung aus dem Feuerschutzfonds der GVA St.Gallen und einem Projektrabatt der Siemens AG kostengünstig ausgeführt werden. Das Museumsgebäude erhielt kürzlich an der Westfront eine passende, grosse Beschriftung, welche zu einer deutlicheren Kennzeichnung dieser Erlebnisstätte der Textiltechnik führt. Durch Anstrengungen im Werbebereich und mit fachmännischen Führungen soll die einstige Bedeutung der Textilindustrie für die Ostschweiz bekannt gemacht werden.
Verdiente Ehrenmitgliedschaft
Kassier Alfred Torgler kommentierte die Jahresrechnung, welche mit schwarzen Zahlen erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Der Verein steht nun schuldenfrei da und kann auch für das laufende Geschäftsjahr 2020 ein ausgeglichenes Budget vorweisen. Bei den Wahlen wurde Alt-Gemeindepräsident Niklaus Hollenstein als Nachfolger des abtretenden Alfred Torgler neu in den Vorstand gewählt. Präsident Richard Holenstein und die übrigen Mitglieder des Vorstands erhielten ebenfalls das Vertrauen. Die von der Versammlung genehmigten Statutenänderungen ermöglichten nun auch die Ernennung von Ehrenmitgliedern. So konnte der Präsident in der Allgemeinen Umfrage die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft aufgrund ihrer Verdienste an den Museumsgründer und Kurator Gottlob Lutz und seine Gattin Bärbel sowie an den abwesenden Franz Kettel, seinem Wegbegleiter und Museumsführer beantragen. Einstimmig und mit grossem Applaus folgte die Versammlung diesem Antrag. Im Anschluss an die Generalversammlung präsentierte ein alter Film den bereits vor etwa fünf Jahrzehnten praktisch ausgestorbenen Beruf des Posamenters, der hauptsächlich in Handarbeit auf dem sogenannten Posamenterstuhl Artikel wie Zierbänder, Borten oder Quasten erzeugte. Dazu wurden im Saal auch Muster der Posamenten vorgestellt.