Die Oberuzwiler Autorin und Supervisorin Mirella Chopard hat einen Ratgeber der besonderen Art geschrieben. In „Küchenpsychologie oder der selbstverliebte Kaffeeautomat“ werden mit einem Augenzwinkern zwischenmenschliche Verhaltensweisen anhand von Küchengeräten erläutert.
uzwil24: Mirella Chopard, wie ist Idee zu Ihrem Buch über Küchenpsychologie entstanden?
Mirella Chopard: Manchmal sehen wir doch Gesichter in Wolkenformationen. Auch Autos haben für uns oftmals ein Gesicht. Und so schaute ich eines Tages diesen hochglanzpolierten Kaffeeautomaten an und dachte: der hat doch ein Gesicht. Irgendwie sah er mit all dem glänzenden Chromstahl selbstverliebt aus. Ich fing an Küchenmaschinen und Küchenutensilien Charakterzüge zuzuordnen. Ausserdem hat mich der Begriff Küchenpsychologie inspiriert. Damit meint man eine Art Laienpsychologie, die über kein eigenes Vokabular verfügt. Das hat sich nun durch mein Buch geändert. Eine neue humorvolle Kategorie wurde somit erschaffen.
uzwil24: Welche Erkenntnisse bekommen die Leserinnen und die Leser, wenn sie sich in Ihr Buch vertiefen?
Zunächst entdecken wir beim Lesen ein Sammelsurium der vielen verschiedenen Charaktere. Diese wurden durch Zeichnungen von Manuela Winteler visualisiert und einem stark reduzierten Text dargestellt. Danach gibt es Bedienungsanleitungen zum Umgang mit den Küchenutensilien bzw. Charakteren. Man kann also Erkenntnisse zu menschlichen Charakteren, Verhaltensweisen und dem Umgang mit diesem Verhalten gewinnen.
uzwil24: An wen richtet es sich?
Vor allem richtet es sich an Menschen mit Humor. Man kann in humorvoller Weise das Verhalten und den Charakter anderer Menschen analysieren und kategorisieren. Wer mutig genug ist, wird natürlich auch eigene Persönlichkeitszüge entdecken, aber das ist meistens nicht so einfach. Man sagt ja, dass man keinen so gut belügen kann wie sich selbst. Es ist viel einfacher für uns über andere zu urteilen und das sollte unbedingt auf schmunzelnde wertschätzender Art und Weise erfolgen.
uzwil24: Auf welche Weise sind Sie an die Informationen für dieses Buch gekommen?
Glücklicherweise musste ich für das Buch nicht viel recherchieren Ich habe einige Jahre als Pflegefachfrau in der Psychiatrie und später als Therapeutin im Gefängnis gearbeitet. Dadurch verfüge ich über einen grossen Erfahrungsschatz, aber auch ein fundiertes Fachwissen zu den menschlichen Verhaltensweisen. Es braucht einige Kriterien um eine Diagnose zu stellen und deswegen hat nicht jeder Mensch gleich eine Diagnose. Im Gegenteil. Die meisten von uns haben lediglich bestimmte Charakterzüge. Und die sind oftmals nicht einfach nur gut oder schlecht. Auch scheinbar negative Charaktere sind in manchen Lebenssituationen von Vorteil. Andersrum ist der scheinbar positive Charakterzug nicht immer nur ein Segen.
uzwil24: Es ist nicht Ihr erstes Buch, wovon handelten die früheren?
Das erste eigene Buch beschäftigte sich mit den verschiedenen Perspektiven der Gewalt. Mir fiel auf, dass sowohl Opfer, als auch Täter oftmals die gleiche Frage stellen: Warum ich? Ich liess Betroffene mit Interviews ihre Sicht der Dinge schildern und stellte diese Protokolle kommentarlos gegenüber. Das Buch zeugte natürlich von meiner Arbeit. Und auch das zweite Buch entstand aus einer Art beruflichem Interesse. Inzwischen arbeitete ich als selbständige Beraterin und mir wurde vor allem von Frauen häufig die Frage gestellt, ob sie sich wohl beruflich selbständig machen sollten. Als gute Beraterin sagt man nicht einfach: «Tun Sie das.» Ich suchte nach Strategien für erfolgreiche weibliche Unternehmerinnen und fand keinen Ratgeber, der zur unternehmerischen Persönlichkeit Auskunft gab. So befragte ich über dreissig Frauen nach einem standardisierten Fragebogen und wertete die Ergebnisse aus. Und die Antworten sowie die Analyse dazu, finden sich in diesem zweiten Buch.
uzwil24: Was bedeutet Ihnen das Bücherschreiben?
Ich schreibe seit ich schreiben kann. Schon als Kind schrieb ich Gedichte und Kurzgeschichten. Meistens zeugen die Texte von meinen beruflichen oder persönlichen privaten Beobachtungen. Gedichte und Prosa schreibe ich nach wie vor gerne. Eine Art Prosa findet sich zu den Zeichnungen im aktuellen Buch. Beim Schreiben steht die Welt für einen kurzen Moment still. Alles ist weit weg. In mir herrscht totale Konzentration auf einen Punkt. Der Rest ist weit weg. Die Welt dreht sich erst wieder, wenn ich das Geschriebene lese.
uzwil24: Wer ist die Autorin Mirella Chopard?
Ich habe früh gelernt Verantwortung zu übernehmen. Ich habe als Kind erlebt, was es heisst Angst und Bedrohung ausgesetzt zu sein. Ich habe aber auch erleben dürfen, dass man das überstehen kann. Ich habe in verschiedenen Ländern und Kulturen gelebt. Und ich weiss, dass Schutz und Sicherheit wie wir sie hier in der Schweiz erleben dürfen, schliesslich unsere Freiheit bedeuten. Freiheit ist die Voraussetzung für alles. Und so nahm ich mir bei meinem aktuellen Buch die Freiheit, einfach mal zu schreiben, was mir so humorvoll in den Sinn kam. (pd)
Hier kann man das Buch bestellen:
„Küchenpsychologie oder der selbstverliebte Kaffeeautomat“
Weitere Informationen auf der Website von Mirella Chopard:
www.zemb.ch/