Marco Mattmann, Leiter Smart Farming, Barto AG referierte am landwirtschaftlichen Info-Abend der Landi Thur AG über die Digitalisierung auf dem Bauernhof. Smart Farming (intelligente Hofbewirtschaftung) bringe die klassische Landwirtschaft mit digitalen und technischen Lösungen zusammen, unterstütze die Arbeit und erhöhe die Effizienz im Hofalltag, lautete sein Fazit.
(Ernst Inauen)
Die seit Jahren regelmässig organisierten Informationsabende der Landi Thur AG haben bei den Landwirten der Region einen hohen Stellenwert. Offensichtlich stiess das Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft auf grosses Interesse. So folgten auch dieses Jahr gegen 100 wissbegierige Bäuerinnen und Bauern der Einladung. Im Verkaufsladen der Landi Zuzwil wurde eine grosse Lagerfläche geräumt, um genügend Platz für den regionalen Informationsanlass zu bekommen. Für die Teilnehmenden ist es jeweils auch eine Möglichkeit für einen Austausch. An den Festtischen diskutierten sie denn auch vor und nach dem Referat rege miteinander. Geschäftsführer Ueli Kellenberger stellte bei der Begrüssung den Referenten Marco Mattmann vor. Er hiess einige Gäste namentlich willkommen, unter anderem Urs Berweger als Vertreter der UFA, Peter Bruhin, Landverband St.Gallen und Thomas Niedermann, Verwaltungsratspräsident Landi Thur AG. Die Landi offerierte als Gastgeber die Getränke, die UFA nach dem Anlass ein ausgezeichnetes Nachtessen aus der Küche des Landgasthofs Adler Zuckenriet.
Entwicklung der Tierproduktion
Urs Berweger eröffnete den Informations-Abend mit einem kurzen Überblick über aktuelle Aktionen der UFA und Anwendungen von leistungsfördernden Futtermitteln. Die UFA setze sich für eine nachhaltige, erfolgreiche Tierhaltung ein, hiess es. Die Entwicklung der Tierproduktion 2019 zeige in den Sparten Schafe, Poulet und Eier eine leicht ansteigende Tendenz. Hingegen sei beim Grossvieh, bei den Schweinen und in der Milchproduktion ein geringer Rückgang zu verzeichnen, sagte der Referent. Die Schweinezucht erwirtschafte aktuell einen guten Deckungsbeitrag. Berweger machte auch auf den wachsenden Bedarf an Bio-Fleisch aufmerksam. So würden vermehrt Bio-Pouletmäster gesucht. Er erwähnte abschliessend den realisierten Neubau für den Loseverlad in St.Margrethen und empfahl den Besuch die Messe „Tier und Technik“ in St.Gallen.
Digitale Hof-Bewirtschaftung
In der Schweizer Landwirtschaft sei die Anwendung digitaler Systeme und Mittel im Gegensatz zu Deutschland noch nicht sehr verbreitet, stellte Urs Berweger beim Austausch mit dem Korrespondenten fest, vor allem in unserer Region. Genaueres konnte Gastreferent Marco Mattmann bestätigen. Rund 3‘000 Nutzer würden nach der Einführung im vergangenen Jahr von den Vorteilen des Systems „Smart Farming“ profitieren, gab er in der Fragerunde bekannt. Die Onlineplattform stütze sich auf das bestehende System 365 Farm Net ab, in Koordination mit einigen Technologiepartnern. Verschiedene Bausteine dazu seien in Deutschland und teilweise von Barto selber entwickelt worden. Gemäss den Vorstellungen des Anbieters soll Smart Farming durch die digitale Anwendung eine effizientere Verbesserung und die Vernetzung von Datensträngen bringen und die Administration vereinfachen. An der Plattform barto.ch seien bedeutende landwirtschaftliche Organisationen beteiligt, unter anderem fenaco, Swiss Herdbook, Schweizer Milchproduzenten und als Gast der Schweizer Bauernverband.
Visionen und Strategien von Smart Farming
Marco Mattmann ging in seinem Vortrag auf die Ziele von Smart Farming ein. Ein Zweckartikel von fenaco unterstreiche die Bemühungen zur Stärkung der Schweizer Landwirtschaft: „Wir unterstützen die Schweizer Landwirte – in verbindlicher Partnerschaft mit LANDI – bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen. Dank innovativer Smart Farming-Lösungen helfen wir bei der Vereinfachung der Administration, fördern eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Produktion und ermöglichen Transparenz vom Produzent bis zum Konsument“. Die Plattform ermögliche die zentrale Erfassung, Vernetzung und Auswertung der Betriebsdaten in der landwirtschaftlichen Produktion. Der Referent stellte die verschiedenen Möglichkeiten für die Nutzung von Bausteinen vor, welche zudem intelligente Entscheidungshilfen seien. Damit verbunden seien technische Hilfsmittel zur Automatisierung und Roboterisierung, zum Beispiel Fütterungs- und Melkroboter oder die Tierüberwachung.
Zukunft der Schweizer Landwirtschaft
Marco Mattmann machte sich Gedanken zur Zukunft der Landwirtschaft. „Eine langfristige Sicherung der Konkurrenzfähigkeit erfolgt über: Qualität, Nachhaltigkeit, Transparenz, Erhöhung der Effizienz, Reduktion der Administration“. Herausgefordert werde die Landwirtschaft einerseits durch grosse und effiziente Betriebe im Ausland mit tieferen Produktionskosten, durch die drohende Verstärkung der Grenzöffnung und durch ausländische und digitale Handelsunternehmen, welche in den Lebensmittelbereich vordringen. Andererseits ergäben sich im Inland aufgrund der topografischen Lage eine tiefere Effizienz und höhere Produktionskosten. Zum Preisunterschied trügen auch der hohe Administrationsaufwand mit Behörden und Kontrollorganen sowie die wachsenden Ansprüche der Konsumenten bei. Die Smart Farming-Plattform von Barto setze mit seinem System auf Software und Daten, nicht auf Infrastruktur. Der Referent stellte die verschiedenen Bausteine vor und erklärte das Vorgehen bei der Erfassung der Daten. Nach dem Referat dankte Ueli Kellenberger den Referenten für ihre Denkanstösse mit einer Früchtekiste.