BAROCKE MUSIK IN DER ST. MICHAELSKIRCHE IN NIEDERBÜREN

Gegen 80 Besucherinnen und Besucher der Konzertveranstaltung des Konzertvereins Orgel Niederbüren erlebten in der Pfarrkirche St.Michael ein aussergewöhnliches Konzert. Sie kamen in den Genuss einer spannenden Kombination von historischen Orgel- und Flötenklängen aus der Barockzeit.


(Ernst Inauen)

Die regelmässig organisierten Konzerte des Vereins Orgel Niederbüren geniessen in der Region einen guten Ruf. Seit der Einweihung der neuen Späth-Orgel an Weihnachten 2003 werden die Musikfreunde in der spätbarocken Pfarrkirche St. Michael mit bemerkenswerten Auftritten hochrangiger Musiker verwöhnt, die in unterschiedlicher Zusammensetzung musikalische Leckerbissen anbieten. Im Mittelpunkt stand auch dieses Jahr die Orgel, die mit ihrem prächtigen Rokoko-Prospekt dem Gotteshaus seit sechzehn Jahren neuen Glanz verleiht. In der Niederbürer St.Michaelskirche sei die Akkustik besonders gut, bestätigte Organist Bruno Sauder. Dass aus praktischen Gründen der Organist und der Flötenspieler ihre Darbietungen auf der Orgel-Empore vortrugen, wurde von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern bedauert. Immerhin wurden sie nach dem Konzert eingeladen, auf der Empore in direkten Kontakt mit den Künstlern zu kommen, was gut benutzt wurde. Markus Meier erklärte ihnen die verschiedenen Flöten aus der Rokoko- und Barockzeit. Sie seien Nachbildungen historischer Instrumente.

Die im Rokokostil nachgebaute Niederbürer Späth-Orgel konnte 2003 eingeweiht werden.
Nach dem Konzert erklärte Markus Meier den interessierten Musikfreunden seine historischen Flöten.

Beruf und Leidenschaft

Zwei hochkarätige, leidenschaftliche Musiker erfreuten die Zuhörenden mit Werken von Komponisten, welche die barocke Musik prägten. In Niederbüren ist Bruno Sauder bekannt als Organist der Pfarrei und des Kirchenchors. Er studierte nach dem Besuch des Lehrerseminars in Kreuzlingen Orgel an der Musikhochschule Winterthur, das er mit dem Lehrdiplom abschloss. Es folgten weitere Studien, bei denen er das A-Kirchenmusikdiplom und das Chorleiterdiplom erwarb.  Als Kirchenmusiker ist er in verschiedenen Gemeinden tätig und  tritt als Organist bei zahlreichen Konzerten auf.

Bruno Sauder, ein ausgezeichneter Kirchen- und Konzert-Organist.

Musik ist auch die Leidenschaft des zweiten Interpreten. Markus Meier studierte nach einer Lehre als Orgelbauer in Zürich und Amsterdam neben Blockflöte auch die Fächer Fagott, Cembalo, Kammermusik und die Aufführungspraxis alter Musik. Er spezialisierte sich auf das Spiel mit historischen Blasinstrumenten. Nach weiterem Studium wirkt er nun als Musik-Dozent an der Pädagogischen Hochschule Thurgau in Kreuzlingen und unterrichtet die Orgelbauerklassen an der Berufsschule Arenenberg. Als Chorleiter, Organist und als Kammermusiker ist er in verschiedenen Ensembles tätig. 2016 wurde ihm der Förderpreis der St.Gallischen Kulturstiftung zugesprochen.

Im ersten Vortrag kam das Krummhorn (Schalmei) zum Einsatz.

Klassische Musik in Vollendung

Im zweiteiligen Konzert kamen Kompositionen aus der Epoche der Renaissance / Frühbarock und des Barocks zur Aufführung. Der vielseitige Musik-Profi Markus Meier war an einem harmonischen Zusammenspiel der Orgel mit den Klängen verschiedener Flötenarten beteiligt. Den ersten Konzertteil eröffnete das Duo mit der Komposition „Vivo Ego, Dicit Dominus“ von Ludwig Senfl, der von 1486 – 1542 lebte, wobei Markus Meier die Orgel mit seinem Spiel mit einer Schalmei (Krummhorn) und einer Tenor-Pommer begleitete. Eine Alt-Blockflöte kam beim „Recerda primera“ von Diego Ortiz zum Einsatz. Musik aus dem 17. Jahrhundert erklang bei zwei Kirchenmusikstücken von Michael Altenburg aus der reformatorischen Zeitepoche. Bei der VI. Intrada „Nun höret zu, ihr Christenleut“ und der VII. Inttrada „Von Gott will ich nicht lassen“ kamen wiederum eine Schalmei und die Pommer zum Einsatz. Die „Toccata seconda“ von Girolamo Frescobaldi interpretierte Bruno Sauder an der Orgel solo, wie auch das „Corrento nona“ von Michelangelo Rossi. Beim „Cancone II“ von Frescobaldi setzte Markus Meier die Sopranblockflöte ein.

Tenor Pommer, ein nachgebautes Flöteninstrument aus dem Mittelalter.

Werke berühmter Komponisten

Im Gespräch mit dem Reporter gab Markus Meier bekannt, dass er mehrere Kompositionen neu arrangieren musste, weil in der Originalfassung eine andere Instrumentierung vorgesehen war. Der zweite Teil stand ganz im Zeichen barocker Musik der bekannten Komponisten Johann S. Bach (1685 – 1750) und Georg P. Telemann (1681 – 1767). Bruno Sauder spielte als Orgelsolist das „Präludium D-Dur“ von Bach, das er abschliessend mit seiner Lieblingskomposition, der imposanten „Fuge D-Dur“vom gleichen Komponisten ergänzte. Dazwischen erklangen die schönen Töne des vierteiligen „Concerto d-moll“ von Telemann und die ebenfalls vierteilige „Sonate F-Dur“ von Bach. Markus Meier setzte mit seiner Alt-Blockflöte in harmonischem Zusammenspiel mit der Orgel besondere Akzente. Die Besucherinnen und Besucher des beeindruckenden Konzerts spendeten den beiden Interpreten grossen Applaus.

Am letzten Tag der Weihnachtszeit war die Kirche noch entsprechend geschmückt.

 

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