SPIELPLATZ BIRKENSTRASSE UZWIL WEGEN SCHADSTOFFEN GESPERRT

(Gemeinde Uzwil) Eine unschöne Überraschung schlummert im Boden des Spielplatzes an der Birkenstrasse (westlich des Uzwiler Gemeindehaus und der Polybau-Fachschule). Praktisch die ganze Fläche ist mit Schadstoffen belastet. Auch die oberste Bodenschicht. Wegen dieser Untersuchungsergebnisse hat die Gemeinde die ganze Fläche abgesperrt. Anlässlich von Proben wurden die Schadstoffe Chrom, Antimon und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gefunden.

Wie das Bild zeigt, ist der Spielplatz an der Birkenstrasse ist nicht mehr zugänglich. Er bleibt gesperrt, bis er voraussichtlich 2021 erneuert wird.

Eine unschöne Überraschung schlummert im Boden des Spielplatzes an der Birkenstrasse. Praktisch die ganze Fläche ist mit Schadstoffen belastet. Auch die oberste Bodenschicht. Wegen dieser Untersuchungsergebnisse hat die Gemeinde die ganze Fläche abgesperrt.

Im November 2018 gab die Bürgerschaft grünes Licht, die Erneuerung des Spielplatzes an der Birkenstrasse zu projektieren. Die Arbeiten sind weit fortgeschritten. Wie das Areal künftig aussehen könnte, ist geklärt. Es kann seine wichtige Funktion als grüne Lunge und als zentrumsnaher Aufenthalts- und Spielort wahrnehmen. Besonders erfreulich: Die mächtigen Bäume im Areal sind vital genug, um auch künftig Teil des Ortes zu sein. Aber das alles rückt derzeit in den Hintergrund.

Geschichtliches

Früher war ein Teil des Areals ein Weiher. Er diente der Stromgewinnung. In den 1930/1940er Jahren wurde er zugeschüttet. In den Kriegszeiten wurden auf dem Areal offenbar Kartoffeln angebaut, dazu wurde der Boden bearbeitet. Die Gemeinde kam 1974 zum Eigentum am Areal. Damals wurden die Dorfkorporationen aufgelöst und ihre Aufgaben – und auch ihr Grundeigentum – der Gemeinde übertragen. Hinweise auf Schadstoffe im Boden gabs nicht.

Industrielles Erbe

Verschiedentlich stösst man in Uzwil bei Bauvorhaben auf frühindustrielle Spuren. Auf Schadstoffe, die in einer Zeit in den Boden und aus dem Sinn gelangten, als Bodenschutz und Entsorgung nach heutigen Massstäben noch keine Themen waren. Deshalb untersucht die Gemeinde bei verschiedenen eigenen Bauvorhaben standardmässig den Untergrund. So auch den Untergrund des Spielplatzes an der Birkenstrasse.

Tief im Boden

Erste Untersuchungen zeigten örtlich starke Belastungen im Untergrund, im Bereich des ehemaligen Weihers. Schadstoffe wie Chrom und Antimon schlummern im Untergrund. Die Schadstoffe müssen vor Jahrzehnten in den Boden gelangt sein. Bisher gab es keine Hinweise darauf. Das Areal war entsprechend auch nicht im öffentlich zugänglichen Kataster der belasteten Standorte erfasst. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse nahm der Kanton die ehemalige Weiherfläche am 7. November provisorisch in den Kataster der belasteten Standorte auf, der definitive Eintrag ist für Ende Dezember vorgesehen. Jetzt wirds technisch: Der Standort wird in der Kategorie a, Massnahmenklasse C geführt werden. Die Fachleute übersetzen das so: Es geht keine direkte Gefahr von den im Untergrund vorhandenen Schadstoffen aus, es sind keine schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu erwarten und weitere Massnahmen wären erst bei einem Bauvorhaben oder einer Nutzungsänderung nötig. Allfälliges bei der Erneuerung des Spielplatzes anfallendes Aushubmaterial muss gesetzeskonform entsorgt werden.

Genauer wissen

Damit ist die Sache leider nicht erledigt. Wegen der hohen Belastungen im Untergrund und der Nutzung des Areals als Spielfläche für Kinder liess die Gemeinde zusätzlich die obersten Bodenschichten beproben. In einem ersten Schritt die obersten 15 Zentimeter, in einem zweiten Schritt die obersten fünf Zentimeter. Gerade die obersten fünf Zentimeter sind bei Flächen entscheidend, auf denen sich Kinder aufhalten. Beim Spielen nehmen sie manchmal Erde und damit auch Schadstoffe in den Mund. Die Probe-Ergebnisse liegen seit dem 29. November vor. Sie zeigen auf dem gesamten Areal unerwartet hohe Belastungen mit Chrom, Antimon und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Die Proben waren Grundlage, damit der Kanton eine Gefährdungsabschätzung vornehmen kann.

Grenzwerte

Die massgebenden Grenzwerte in der Schweiz für die gefundenen Stoffe sind streng und von grosser Vorsicht geprägt. Und das ist auch gut so. Schliesslich sollen sie die Sicherheit der Bevölkerung garantieren. Für Spielflächen gelten deutlich strengere Anforderungen als für andere Flächen, weil Kleinkinder fragiler sind. Aufgrund der Mess- und Grenzwerte gilt die oberste Bodenschicht sowohl im Bereich des ehemaligen Weihers wie auch im Bereich des heutigen Spielplatzes als stark belastet und von der Belastung kann eine Gefährdung ausgehen. Der Kanton wird deshalb im restlichen Verlaufe des Dezembers eine Nutzungsbeschränkung erlassen. Die Gemeinde wartet aber nicht darauf. Sie hat bereits anfangs dieser Woche das gesamte Areal umzäunt.

Gefahren

Das Areal ist seit Generationen Spielfläche. Das hinterlässt ein ungutes Gefühl. Lässt sich das Risiko einordnen? Die Fachleute des Kantons verweisen auf die strengen Grenzwerte in der Schweiz. Aufgrund der anwendbaren Werte wäre für Kinder eine grosse Gefährdung möglich, wenn sie 100 mal im Jahr beim Spielen auf dem Areal Boden gegessen hätten. Auf der Fläche dürfte beispielsweise heute noch Gemüse angebaut werden, Nutztiere dürften dort gehalten werden. Das macht zwar die Verunreinigung des Bodens nicht besser, hilft vielleicht, Risiken besser einzuordnen.

Wie weiter?

Mit der sofortigen Absperrung des Areals soll verhindert werden, dass sich Menschen und insbesondere Kleinkinder weiterhin einem Risiko aussetzen können. Und damit wäre der Sache rein rechtlich Genüge getan. Eine brach liegende Fläche mitten im Zentrumsgebiet ist aber für die Gemeinde undenkbar. In der nächsten Zeit gehts darum, im Dialog mit den Fachstellen des Kantons und dem beigezogenen Geologen zu beurteilen, wies weitergeht. Es dürfte darauf hinauslaufen, dass im Rahmen der geplanten Erneuerung der Fläche zuerst die obersten ca. 50 Zentimeter des gesamten Areals abgetragen, entsorgt und durch sauberen Boden ersetzt werden. Das wird natürlich zu spürbaren Mehrkosten führen. Und natürlich stellen sich noch viele Fragen. Etwa nach dem Verursacher und möglichen Mitfinanzierungen. Im Moment ist der Fokus aber darauf gerichtet, weitere Gefährdungen zu verhindern.


 

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