Mit dem Skalpell erzählt Sonja Züblin Geschichten aus dem Rebberg, aus dem Wald und von anderswo. Experten zählen die Schwarzenbacherin zu den Besten ihres Fachs. Nun präsentiert sie ihre Werke zusammen mit anderen Schnittkünstlern.
(pd) Millimetergenau schneidet Sonja Züblin mit einem Skalpell winzige Stücke aus einem schwarzen Papier aus, wenn sie beispielsweise mit ruhiger Hand die Konturen eines feingliedrigen Libellenflügels herausarbeitet. Oft hört sie dazu klassische Musik. «Das Schneiden ist für mich wie Meditation.»
Lieblingssujet Bäume
Die kreative Frau ist auf einem Bauernhof in Lütisburg aufgewachsen, diese Naturverbundenheit ist ihr wichtig und drückt sich auch in ihrer Motivwahl aus. Ihre Spezialität sind Bäume mit ihrem Astwerk-Geflecht.
Bei der Wahl eines Baumes als Motiv geht Sonja Züblin sehr umsichtig vor: «Ich entscheide mich nicht für irgendeinen 0815-Baum. Schliesslich bin ich rund 300 Stunden damit beschäftigt, da soll es schon ein besonderer Baum sein.» Mittels Fotokamera hält sie ihn und seine Astverteilung fest. Manche Bereiche sind eher dicht, an anderen Stellen ist der Freiraum grösser. Dies spielt für die anschliessende Widergabe eine wichtige Rolle. Viel Weiss in den Zwischenräumen verleiht dem Schlussbild eine eher heitere und leichte Note, viele Schwarzzonen lassen es eher schwer und düster erscheinen.
Anspruchsvolles Aufzeichnen
Die Details des Baums werden mit Bleistift auf der weissen Rückseite des Schnittpapiers aufgezeichnet. Eine ebenso anspruchsvolle wie anstrengende Arbeit, wie Sonja Züblin erläutert, die als medizinische Praxisassistentin in Wil arbeitet. Zur besonderen Herausforderung wird das Zeichnen, weil das Motiv spiegelverkehrt aufgetragen werden muss.
Mit einem Kurs in Winterthur ist sie 1984 in die Welt der Schnittkunst eingestiegen. Dabei zeigte sich ihr überdurchschnittliches Talent. Seither ist das Zeichnen und Schneiden zur Passion geworden, die auf grosse Beachtung stiess, wie die lange Liste der bisherigen Ausstellungen im In- und Ausland belegt. Zwei Mal wurde die Schwarzenbacherin sogar nach China zur Präsentation ihrer Arbeit eingeladen.
Nun folgt eine weitere Ausstellung im solothurnischen Wallfartsort Mariastein, unter dem Titel «Auf geht’s». Sonja Züblin wird vom 2. November 2019 bis 31.Januar 2020 zusammen mit 12 weiteren Schnittkünstlern ihre Werke präsentieren. Weitere Infos: www.klosterhotel-kreuz.ch; www.schnitt-art.ch