(Gemeinde Zuzwil) Von über 1‘400 überprüften Bächen im Kanton St.Gallen gehört der Zuzwiler Dorfbach in Sachen Gefährdung zu den Top 20. Beim letzten Hochwasserereignis vor vier Jahren bezahlte alleine die GVA über eine halbe Million Franken an Gebäudeschäden. Hinzu kamen Versicherungsleistungen von privaten Versicherungen.
uzwil24-Dossier: Dorfbach Zuzwil
Am 14. Juni 2015 trat der Zuzwiler Dorfbach das letzte Mal über die Ufer. Die Wassermengen entsprachen aufgrund von Abschätzungen einem Ereignis, das sich rein statistisch alle fünf bis zehn Jahre wiederholt. Dementsprechend dringend sind effiziente Hochwasserschutzmassnahmen. Am 20. Oktober 2019 stimmen die Zuzwilerinnen und Zuzwiler über zwei Varianten ab. Zum einen steht ein Hochwasser-Entlastungsstollen (Variante B) zur Wahl, zum anderen der Hochwasserschutz-Gerinneausbau (Variante A). Dieser wird vom Gemeinderat, den kantonalen Fachstellen sowie den Planern als beste und sicherste sowie gestalterisch als gute Lösung empfohlen.
Projekt und Kosten überprüft
In der Diskussion über die beiden Varianten wurden die Kostenvoranschläge von den Gerinneausbaugegnern immer wieder angezweifelt und als «falsch» betitelt. Der Gemeinderat hat diese Voten ernst genommen und zur weiteren Sicherheit sowohl die Kosten des Gerinneausbaus, als auch jene vom Entlastungsstollen durch ein drittes Büro überprüfen lassen. Die damit beauftragte Gruner Wepf AG hat die Unterlagen geprüft und zusammenfassend festgehalten, dass das Projekt Variante A (Gerinneausbau) als technisch richtig und realisierbar beurteilt wird. Zudem sei der Kostenvoranschlag plausibel. Dieselben Feststellungen gelten auch für die Variante B (Entlastungsstollen). Somit kann dieser immer wieder angeführte Kritikpunkt mit bestem Wissen und Gewissen entschärft werden: Die präsentierten Kosten und Zahlen wurden mehrmals und von verschiedenen Stellen geprüft und für plausibel befunden.
Diskussionen um Dimensionierungsgrössen
Für Gesprächsstoff sorgten in den vergangenen Wochen auch die von den Fachleuten berechneten Abflussmengen von 33m3 pro Sekunde. Diese werden inzwischen vom Ad-Hoc Komitee nicht mehr angezweifelt. Trotzdem wurde an der Informationsveranstaltung vom vorletzten Mittwoch die Dimensionierung des Stollens sowie des Ein- und Auslaufbauwerkes wiederholt thematisiert. Allerdings wäre ein Stollen mit einem kleineren Durchmesser nur geringfügig günstiger. Daher würde es keinen Sinn ergeben dessen Kapazität zu reduzieren und dafür zu riskieren, dass der Entlastungsstollen beim Eintreffen eines 100-jährlichen oder eines noch grösseren Hochwassers versagt.
Entscheid ist wichtig
Es ist wichtig, dass sich die Zuzwilerinnen und Zuzwiler am 20. Oktober 2019 für eine der beiden Varianten entscheiden. Nur so kann das Dorf zeitnah vor Hochwasser geschützt werden. Ein Aufschieben des Entscheides bringt nichts. Ein neues Projekt würde sich nicht wesentlich anders präsentieren als die Vorliegenden. Denn die Rahmenbedingungen und Gesetzgebungen bleiben dieselben. Der Dorfbach mit seinem Hochwasserproblem und die eidgenössischen und kantonalen Richtlinien bleiben gleich.
Bedürfnisse abholen
Sobald sich die Bevölkerung für eine der beiden Varianten entschieden hat, wird der Gemeinderat mit den betroffenen Grundeigentümern und Anstössern das Gespräch suchen. Das Abstimmungsprojekt wurde aus technischer und gestalterischer Sicht durch versierte Fachleute erarbeitet. Gemeindepräsident Roland Hardegger versicherte am öffentlichen Anlass, dass die Grundeigentümer bei der Gestaltung und Umsetzung der Hochwasserschutz-Massnahmen miteinbezogen werden. Allerdings warnte er gleichzeitig, dass es Grenzen gebe und nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Im Projekt gehe es darum, einen grossen Teil der Bevölkerung, der Gebäude und der Einrichtungen in den Wohnquartieren, bei den Schulanlagen und im Industriegebiet zwischen der Herbergstrasse und dem Dorfbach vor den Hochwassermassen zu schützen und dabei auf die Wünsche und Bedürfnisse der betroffenen Grundeigentümer soweit möglich einzugehen.
Hohes Schadenpotential
Herausforderungen am Zuzwiler Dorfbach sind nebst den engen Verhältnissen vor allem auch die spezielle Begebenheit, dass über die Ufer getretenes Wasser nicht einfach wieder zurück in den Bach laufen kann, da das Gewässer auf weiter Strecke nicht im Geländetiefpunkt liegt. Es fliesst vom Gewässer weg, durch grosse Teile des Siedlungsgebietes in Richtung Thur ab. Das somit grossflächig betroffene Siedlungsgebiet ist mit ein Grund, weshalb der Zuzwiler Dorfbach bezüglich Schadenrisiko in den vordersten Rängen der Gewässer des Kantons liegt. Für die beiden vorliegenden Projektvarianten wurden inzwischen rund 500‘000 Franken Planungs- und Untersuchungskosten investiert. Diese und die Arbeit des Gemeinderates der letzten fünf Jahren wären zu einem grossen Teil auf einen Schlag vernichtet, wenn die Bürgerschaft beide Varianten ablehnen würde. Die Folge davon wäre, dass der Gemeinderat keine der beiden Projektvarianten weiter vorantreiben darf und zurück auf Feld eins wäre. Es ginge Zeit verloren, die Zuzwil unter Umständen nicht hat. Denn Hochwasser-Ereignisse halten sich an keine Statistik und können jederzeit wieder eintreffen.
CVP, FDP und SP unterstützen Gerinneausbau (Variante A)
Die Ortsparteien der CVP, FDP und SP unterstützen am 20. Oktober bei der Abstimmung zum Hochwasserschutz von Zuzwil die Variante A (Hochwasserschutz-Gerinneausbau). Damit folgen Sie den Empfehlungen des Gemeinderates, der kantonalen Fachstellen und der Fachplaner. Die SVP spricht sich als einzige Partei gegen die beiden Varianten aus und empfiehlt ein zweifaches «Nein».
Der Gemeinderat dankt den politischen Parteien für die Parolen und ausführlichen Begründungen. Die Stellungnahmen der Parteien sind auf www.zuzwil.ch unter «Aktuelles zum Dorfbach» aufgeschaltet.