ABSCHIED VON PÖSTLERIN KLÄR KELLER IN NIEDERHELFENSCHWIL

Geprägt von Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Freude: Während 27 Jahren brachte die Pöstlerin Klär Keller Briefe, Pakete, die AHV, Telegramme und was auch immer anstand zuverlässig und mit einem frohen Lachen zu den Kunden in der Gemeinde Niederhelfenschwil. Letzte Woche hatte sie ihren letzten Arbeitstag. 


(Vroni Krucker)

1992 startete Klär Keller als Teilzeitangestellte in der Zustellung, angestellt vom damaligen Poststellenhalter Albert Frey. «Die Stelle war für mich ein Glücksfall. Zwei Kinder waren noch im Schulalter, die älteste in der Lehre. Ich musste nicht auswärts arbeiten und war am Mittag daheim» erklärte sie. Zunächst bediente sie mit dem Privatauto das Dorf Niederhelfenschwil mit seinen Weilern. Als 2001 die Post Lenggenwil geschlossen wurde und 10 Jahre später auch Zuckenriet freute sie sich über neue Kundschaft und Bekanntschaften, vor allem auch durch den Hausservice. Da und dort holte sie sich auf der Tour Ideen für Dekorationen im und um ihr Haus oder die Bepflanzung im Garten. Sie liebte das «verchäuferle» von Briefmarken, Autobahnvignetten sowie Einzahlungsabwicklungen usw. Das Arbeitspensum betrug in den letzten Jahre 65%.

Vom Postauto zum Töff

Nach dem Privatauto folgte der Benzin-Töff, nicht unbedingt zur Freude von Klär Keller, die meinte: «Er war schwer und musste bei jedem Halt «aufgebockt» werden. Zum Glück wurde bald auf den Elektroroller umgestellt.  Bei jedem Wetter waren wir tagein, tagaus lautlos und emissionslos unterwegs sein».  Posthalter Albert Frey: «Klär Keller leistete speditive, qualitativ einwandfreie Arbeit, war sehr hilfsbereit, pflichtbewusst und gut gelaunt. Absenzen gab es kaum. Sogar Rücken- und Knieschmerzen hielten sie nicht vom Arbeiten ab. Sie wurde von Kundinnen, Kunden, Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt».

Früher – Heute

Früher war es noch harte Knochenarbeit. Die zum Teil schweren Postsäcke und Pakete mussten von Hand umgeladen werden, wobei der WERTSACK besondere Sorgfalt erforderte und mit einem speziellen Schlüssel geöffnet wurde. Heute bringt der Paketpöstler mit dem grossen Camion alles – zum Teil vorsortiert und zusammengebunden in stapelbaren Mehrwegkisten.  Eingeschriebene Briefe wurden säuberlich von Hand eingetragen, heute wird elektronisch erfasst, bezahlt werden kann mit TWINT. AHV-Auszahlungen sind schon längere Zeit vorbei – und damit auch das dafür erhaltene Trinkgeld. Heute wird am Samstagabend kein Pöstler mehr aufgeboten, um einer Hochzeitsgesellschaft Glückwunsch-Telegramme vorbei zu bringen, diese kommen per WhatsApp. So gäbe es noch vieles, was sich im Laufe der Jahre verändert hat», wie das Leben eben ist.

Traumjob

Klär Keller: «Dieser Beruf war mein Traumjob und hat mich mit grosser Freude erfüllt, was auch die Kunden gespürt haben. Die Menschen schätzten ein freundliches Wort, Anteilnahme an ihren Sorgen oder gar Hilfe beim Tragen der Geranienkistli in den Keller. Läuteten die Kirchenglocken ein «End», wusste meist der Pöstler, wer verstorben ist. Wind und Wetter spielten keine Rolle. Wir hatten sehr gute Kleidung, die jedem Hudelwetter trotzten – und ich war ja spätestens am Mittag wieder daheim. Am letzten Arbeitstag konnte ich mich von vielen Kunden persönlich verabschieden und wurde mit Geschenken verwöhnt.  Am Tourende wartete die grösste Überraschung. Mein früherer Chef Albert Frey hatte mit seiner Gattin Regina ein wunderbares Buffet organisiert.  Sie standen zusammen mit meiner Familie, heutigen und ehemaligen Arbeitskolleginnen und Freunden Spalier. Später gesellten sich der Teamleiter René Eisenring und sein Stellvertreter Armin Betschart dazu.  Gemeinsam feierten wir in geselliger Runde – eine unvergessliche Erinnerung. Da und dort werde ich mich auch in den kommenden Tagen noch verabschieden. Künftig wird aber mein Wecker nicht mehr um fünf Uhr morgens unerbittlich läuten, ausschlafen ist angesagt. Jetzt bleibt mir und meinem Mann Zeit zum Wandern, Reisen, Gartenpflegen und vor allem für unsere vier Grosskinder». Viele Kontakte bleiben aber bestehen.

Das letzte Mal sortieren für die Tour.
Monika Jung (Mitte) und Gaby Keller (rechts) werden weiterfahren.
Mit Albert und Regina Frey verband sie ein freundschaftliches Verhältnis.
Auch sie müssen sich von Klär verabschieden: Monika Jung (rechts) und Gaby Keller (links).
Klär Keller mit dem Teamleader René Eisenring und seinem Stellvertreter Armin Betschart.

 

 

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