Caroline Bartholet wurde am 19. Mai 2019 von der Niederbürer Bevölkerung im ersten Wahlgang zur neuen Gemeindepräsidentin gewählt. Die Überraschung war gross, auch bei ihr selbst, aber ein super Einstieg in die neue Aufgabe. Die Freude ist bei der fröhlichen, unkomplizierten Frau offensichtlich, ihre Einsatzbereitschaft und ihre Ideen ebenfalls. Eines ist sicher, auf sie wartet eine spannende, anspruchsvolle Zeit.
(Vroni Krucker)
Viele haben sich sehr gefreut, dass sich Niederbüren für eine Frau entschieden hat, sicher nicht selbstverständlich in einer Gemeinde auf dem Land. Was können Sie als Frau besser?
CB: Frauen arbeiten mehr sachorientiert, empathischer, sind weniger machthungrig, pflegen auch eine gute Gesprächskultur. Ansonsten besteht sicher kein sehr grosser Unterschied, beide Geschlechter können ihre Aufgaben zur Zufriedenheit erledigen.
Von der Drogistin zur Politik – ein eher ungewohnter Werdegang, wenngleich ein bisschen Politik in jedem Metier steckt. Was hat sie besonders gereizt?
CB: Politik hat mich mein Leben lang begleitet, mein Vater war politisch sehr engagiert. Am Präsidium hat mich vor allem motiviert, dass man vielseitig an der Zukunft arbeiten und sie mitgestalten kann. Als Gemeinderätin von Oberuzwil und Kantonsparlamentarier habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt. Ich bin gespannt auf die Zusammenarbeit Kantonsrat – Gemeinde.
Niederbüren ist ein aktives Dorf mit Rock- und Textilmuseum sowie zahlreichen Vereinen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind sehr engagiert und hilfsbereit. Wie wirkt sich das auf das Dorfleben und das Präsidium aus?
CB: Das hat sich an der 1.August-Feier einmal mehr deutlich gezeigt, ich war völlig überrascht, was da vorbereitet und geboten wurde. Der Kontakt zu den Vereinen ist sehr wichtig, hier heisst es: «Beobachten und die Augen offen halten». Man spricht viel von den interessanten Freizeitangeboten in der Gemeinde. Dabei vergisst man beinahe, dass in Landwirtschaft und Gewerbe auch viele Arbeitsplätze generiert werden. Diesen muss man Sorge tragen.
Ist ein 60%-Pensum machbar?
CB: Es wird eine Herausforderung sein, für die politisch-strategischen Aufgaben aber in Ordnung, mal starten und dann schauen.
Wie gehen Sie die neue Aufgabe an?
CB: Mit den Leuten reden, ihre Sorgen herausspüren ist mir wichtig. Eine davon ist die fehlende Infrastruktur zur Digitalisierung, hier darf man den Anschluss nicht verpassen, sind doch bereits die Schüler darauf angewiesen. Zudem kann es nicht sein, dass Landwirt oder Gewerbetreibende keinen stabilen Netzverbindung haben und das Dorf über keinen Handyempfang verfügt. Der Natur kann mit einer befriedigenden Digitalisierung trotzdem Sorge getragen werden, auch ein Anliegen der Bevölkerung.
Wo setzen Sie Schwerpunkte?
CB: Gespräche mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung sind mir sehr wichtig. Dann ist da der neue Richtplan, der Zonenplan und das Baureglement – wichtige Diskussionspunkte. Zudem übernehme ich das Präsidium des Abwasserverbandes.
Was ist das erste bzw. wichtigste Ziel?
CB: Gegenseitiges Vertrauen schaffen. An dieser Stelle möchte ich Niklaus Hollenstein danken, für seine Unterstützung. Es ist sehr wertvoll, dass ich schon jetzt an den Sitzungen teilnehmen und somit einen wertvollen Einblick in die Aufgaben erhalten kann. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat.
Sie sind bzw. waren sehr engagiert in der Spitex, wie geht es weiter?
CB: Nach der intensiven Arbeit mit der Gründung des neuen Vereins Spitex Region Uzwil konnte ich diese Aufgabe abgeben. Präsident ist der Oberbürer Gemeindepräsident Alexander Bommeli. Ich werde aber weiterhin mitarbeiten und dem Thema Alter besondere Aufmerksamkeit schenken.
Bleibt noch Zeit für Hobbys?
CB: Ja sicher, in Sport und Familie finde ich den Ausgleich zur Kopfarbeit – und jetzt gehe ich in den Garten.
Wir danken für das Interview und wünschen Ihnen alles Gute und viel Kraft für die neue Herausforderung.