EIN SODBRUNNEN: ARCHÄOLOGISCHER FUND BEI BAUSTELLE SONNMATT IN NIEDERUZWIL

Beim Aushub für den Neubau des Zweckverbands Sonnmatt in Niederuzwil stiessen die Baurarbeiter auf eine historische Struktur. Im Titelbild sieht man Polier Roger Brunner von der Slongo AG beim Fundobjekt. Er und sein Team hatten hatten bei den Erdarbeiten professionell und fachmännisch gearbeitet, auch als Unerwartetes zutage kam. (Bildquelle: Kantonsarchäologie SG)


(Gemeinde Uzwil) Uzwil ist kein archäologischer Hotspot. Die Schutzverordnung bezeichnet einige archäologische Schutzgebiete, vor allem rund um ehemalige Burgstellen. Wer dort ins Gelände eingreifen will, braucht eine Bewilligung der Archäologie. Ausserhalb dieser Schutzgebiete wird wenig vermutet. Trotzdem kann bei Bauarbeiten immer wieder etwas unerwartet im Untergrund freigelegt werden.

Alle Fundstellen sind geschützt

Der Zweckverband Sonnmatt erweitert das Angebot der Altersbetreuung. Die Baustelle ist eindrücklich. Und eben in dieser Baustelle stiessen die Bauarbeiter beim Aushub auf eine historische Struktur. Martin Schindler, Leiter der Kantonsarchäologie, lobt die Verantwortlichen von Sonnmatt und beauftragtem Unternehmen: «Sie machten vorbildlich das, was in solchen Situationen zwingend ist. Sie stoppten im entsprechenden Areal die Bauarbeiten und riefen die Kantonsarchäologie auf den Platz.» Martin Schindler erklärt dazu, dass alle neu entdeckten archäologischen Fundstellen durch das Gesetz geschützt seien. Entdeckungen müssten sofort der Kantonsarchäologie gemeldet, die Arbeiten eingestellt werden.

Problemlose Zusammenarbeit

Und wie haben die Verantwortlichen der Sonnmatt die Zusammenarbeit mit der Ärchäologie erlebt? Lucas Keel, Verwaltungsratspräsident des Zweckverbandes: «Die Fachleute der Archäologie waren rasch auf der Baustelle. Wir erlebten sie als professionell, vernünftig und pragmatisch. Die Einschränkungen für den Baustellenbetrieb waren minimal, die Zusammenarbeit ausgezeichnet.» Architekt Werner Meier bestätigt das und ergänzt: «Da unser Aushub weitläufig war, konnte an einer anderen Ecke weitergearbeitet werden.» Die Archäologie entschied, die Fundstelle fachgerecht zu dokumentieren. Und erachtete in diesem Fall als vertretbar, dass anschliessend auf der Baustelle wie geplant weitergearbeitet werden konnte. Sie nahm Teile des Fundes mit. Und nahm in Kauf, dass die Fundstelle durch die weiteren Arbeiten zerstört wird. Martin Schindler: «Das Wissen über die Fundstelle ist gesichert und dokumentiert. Das ist für diesen Fund ein angemessenes Ergebnis.»


Was ist das?

Was aber schlummerte da im Untergrund der Sonnmatt? Martin Schindler: «Beim Fund handelt es sich um einen so genannten Sodbrunnen. Das ist ein im Boden eingetiefter Brunnen, der Grund- und Regenwasser sammelte. Er war um die 13 Meter tief und gehört in die Zeit vor der Erschliessung mit Wasserleitungen. Vermutlich dürfte er zwischen 1880 und 1910 entstanden sein.» Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um ein Überbleibsel des früheren Armen- und Waisenhauses handeln dürfte. Und wie hat der Brunnen funktioniert? Hing da irgendwo ein Kübel an einem Seil, den man hinunterliess, wie das in vielen Märchenillustrationen zu sehen ist? Martin Schindler: «Spannend ist, dass auch der Rest einer Pumpe noch im Brunnenschacht stand. Der Länge nach durchbohrte Baumstämme dienten als Saugrohr, welches bis auf den Grund des Brunnens reichte. Unten hatten sie Ansauglöcher. Wer Wasser fördern wollte, bediente oben einen Pumpenhebel. Damit das Wasser oben wie gewünscht heraussprudelte, brauchte es Ventile und Zugstangen.» Und dieses Innenleben des Sodbrunnens hat die Archäologie mitgenommen, um weitere Untersuchungen vorzunehmen.


Was bleibt?

Die Steine des Sodbrunnens sind auf dem Baustellenareal zwischengelagert. Die Sonnmatt will sie am Schluss für die Umgebungsgestaltung verwenden. Die Archäologie untersucht Teile des Fundes weiter. Sie will beispielsweise den Fund noch präziser zeitlich einordnen können. Sobald sie ihre Arbeit abgeschlossen hat, werden wir im Uzwiler Blatt darüber wieder berichten. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass Archäologie nicht im Mittelalter aufhört, sich engagiert auch um vergleichsweise junge Funde kümmert. Und zurück bleibt die Erkenntnis: Es lohnt sich, für das kulturelle Erbe der Schweiz und der Region einzustehen und die Fachleute ihre Arbeit machen zu lassen.


 

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