Hanspeter Schaffner, früherer Uzwiler Papeterist, hat einen wichtigen Teil seiner historischen Sammlung von Schreibgeräten der Gemeinde Uzwil überlassen. Die Gemeinde will Stücke daraus in der Bibliothek zeigen.
(Gemeinde Uzwil) Schreibgeräte wie Bleistifte, Füllfederhalter und Griffel, aber auch Spitzmaschinen und vieles mehr: Hanspeter Schaffner kennt sie alle. Als Papeterist der früheren gleichnamigen Uzwiler Papeterie hatte er berufsbedingt eine besondere Beziehung zu Schreibgeräten. Seine Passion ging noch deutlich weiter. Er hat zeitlebens gesammelt, zusammengetragen und nennt eine der bedeutendsten Sammlungen von historischen Schreib- und Bürogeräten sein eigen. Die Sammlung ist abgerundet durch historische Korrespondenzen und Unterlagen aller grossen Schreibwaren-Hersteller.
Für die Öffentlichkeit
Inzwischen hat Hanspeter Schaffner die Papeterie aufgegeben. Und seine Sammlung? «Ich hätte sie verkaufen können. Es gibt einen Markt dafür, es gibt Sammler.» Das wollte er aber nicht. Ihm war ein Anliegen, dass seine Sammlung beisammen bleibt und der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. «Und ich vielleicht hin und wieder einen Blick auf die Gegenstände werfen kann», fügt er lachend an. Denn: So einfach fällt es ihm nicht, sich von seinen Schätzen zu trennen, die er über Jahre und Jahrzehnte zusammengetragen hat. Und so kam es dazu, dass er wesentliche Teile seiner Sammlung in die Obhut der Gemeinde Uzwil übergab. Weil er darauf vertraut, dass die wertvollen Stücke bei der Gemeinde gut aufgehoben sind.
Mit Schalk
All die Gegenstände zusammen entsprechen etwa dem Volumen von 30 Bananenschachteln, im Gemeindearchiv füllen sie eine ganze Wand. Am offiziellen Übergabetermin überreichte Hanspeter Schaffner dem Uzwiler Gemeindepräsidenten eine historische Waage. Was es damit auf sich hat, erklärte er gleich selber. «Ich wünsche Ihnen immer ausgeglichene Budgets. Und ausgeglichenere Bürger, als ich einer war». Der Schalk war ihm anzusehen. Ja, wer kennt ihn besser als er selber?
Erhalten und ausstellen
Gemeindepräsident Lucas Keel: «Hanspeter Schaffners Vertrauen ehrt und freut uns, es ist ein Glücksfall. Als Gemeinde sind wir mit Geschichte und dem Schreiben verbunden. Historische Schreibgeräte, welche die spannende Entwicklung dieser alltäglichen Gegenstände über mehr als ein Jahrhundert widerspiegeln, passen zu uns. Und sie passen auch zu einem Ort, der Schrift zwischen Buchdeckeln interessierten Leserinnen und Lesern ausleiht – der Bibliothek. Deshalb sehen wir vor, einen Teil der Sammlung als Dauerausstellung in die Bibliothek zu integrieren.» Wie das genau ausschaut? Lucas Keel dazu: «Noch sind nicht alle Details klar. Lassen Sie sich überraschen.»
Handschrift vor dem Aus?
Ältere Jahrgänge übten sich zum Beginn ihrer schulischen Karriere dem Schönschreiben. Linie um Linie, Seite um Seite, Heft um Heft wurde mit zunehmend schöneren, präziseren Buchstaben gefüllt. Als Belohnung gabs kleine runde Aufkleber mit Blümchen, Früchten oder Tieren von der Lehrerin, vom Lehrer. Heute wird nicht mehr im selben Ausmass Wert darauf gelegt. Die Informatik ist erfunden, Kinder nutzen PCs und Smartphones. Die geübte Handschrift, in welcher etwa die Graphologie Rückschlüsse auf den Charakter des Schreibers oder der Schreiberin zieht, wird seltener. Droht das Schreibgerät zu verschwinden? Wer weiss. Jedenfalls: Das Uzwiler Gemeindearchiv ist für diesen Fall gerüstet, Einblick in eine vergangene Epoche der Kulturgeschichte zu gewähren. Dank Hanspeter Schaffners Schätzen.