Am Donnerstag, 15. November 2018, fand im ausgebuchten Clientis Beratungszentrum Uzwil eine Veranstaltung für interessierte Anleger über die aktuelle Lage an den Finanzmärkten statt.
Auf dem Titelbild v.l. Anian Willi, Individualkundenberater Clientis Bank Oberuzwil, hinten links Peter Bieri, Portfolio-Manager Survista, vorne links Stephan Walser, Partner Survista, Philipp Müggler, Individualkundenberater Clientis Bank Oberuzwil, und Patrick Schiegg, Leiter Beratungszentrum Clientis Bank Oberuzwil.
Die Schweizer Vermögensverwaltung «survista», romanisch für Überblick, verschaffte den Teilnehmenden sinngemäss einen Rück- und Ausblick im Zuge der aktuellen Geschehnisse. Mitglied und Partner bei survista ist der gebürtige Uzwiler, Stephan Walser, welcher seine Karriere bei der Clientis Bank Oberuzwil im Jahr 1987 als Lernender begann. Nach acht Jahren war er zur damaligen SBG weitergezogen und hat seinen wertvollen Erfahrungsschatz während 22 Jahren vertieft. Seit 2014 nun bei survista tätig, gastierte Walser gemeinsam mit Peter Bieri, Portfolio-Manager im Clientis Beratungszentrum.
«Die Welt bleibt nicht stehen, der Mensch strebt vorwärts». Stephan Walser’s einleitende Worte wiesen auf die aktuellen Korrekturen an den Finanzmärkten und die Zurückhaltung bei den Investoren hin, wobei Investitionsentscheide aufgeschoben würden, jedoch nicht aufgehoben. Am Beispiel von Apple mit aktuell rückläufigen Verkaufszahlen beim iPhone verdeutlichte er weshalb. Im kommenden Jahr werde die nächste Mobilfunkgeneration 5G eingeläutet. Warum also jetzt in eine 4G-Technik investieren, wenn diese in einem halben Jahr bereits veraltet sein wird? Autonomes Fahren werde zur Normalität, Patienten werden von Robotern operiert, welche vom Chirurgen am anderen Ende der Welt gesteuert werden. Die globale Haltung sei unsicher, Einbrüche seien nicht auszuschliessen. Was ist also zukünftig zu erwarten?
Rückblick
Peter Bieri begrüsste anschliessend die rund 60 Interessierten im ausgebuchten Saal und nahm die Frage vorerst mit einem Blick zurück auf. Die US-Wirtschaft floriert. Die Techgiganten Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google (kurz FAAMG) erwirtschafteten zusammen über 25 Prozent des Gesamtgewinns der Unternehmen in den USA. Eine entsprechende Korrektur sei möglich und wohl angebracht, die enorme Stärke aber gleichwohl berechtigt. US Aktien befänden sich im Vergleich mit globalen Aktien seit 1960 auf Höchstständen, was auf fiskalpolitische Massnahmen, Fundamentaldaten sowie Unternehmensgewinne zurückzuführen sei. Zum Vergleich: Amazon und Google weisen eine Marktkapitalisierung von USD 1,706 Mrd. aus. Diese ist höher als sämtliche in China domizilierten Unternehmen zusammen.
Die Zinssituation zeigt, dass die 10-jährigen Staatsanleihen eine steigende Tendenz aufweisen. Diese liegen in den USA bei rund 3 Prozent. In der EU und CH immer noch um null Prozent. Fazit: Die USA sind wieder manövrierfähig und können agieren, falls nötig. Was macht die Schweiz?
Italien bildet die drittstärkste Wirtschaftskraft in der EU. Der Vorschlag für eine Verdreifachung des Staatsdefizits zur Konjunkturförderung wurde von den Mitgliedsstaaten abgewiesen. Survista sieht nun drei Szenarien: 1. Italien geht auf Konfrontationskurs, 2. Italien gibt nach und überarbeitet den Vorschlag und 3. Italien und die EU finden einen Kompromiss mit einem möglichen Zahlungsausgleich und Schuldenschnitt als Folge.
Ausblick
Peter Bieri zeichnete eine durchzogene Prognose, wobei viele Gefahren, aber durchaus auch Chancen an den Finanzmärkten bestünden. Wer sein Vermögen liquid auf den Konti halten möchte, befände sich in einem grün-orangen Bereich. Das Risiko sei wohl tief, jedoch erhalte man kaum Zinsen, der Inflationsdruck steige, womit die Kaufkraft sinke und dadurch der reale Wert. Nicht zu vergessen sei das Ausfallrisiko im Falle eines Konkurses des verwaltenden Instituts.
Investitionen in Anleihen seien aufgrund der tiefen Zinssituation nach wie vor unattraktiv und würden daher auch zukünftig nicht empfohlen.
Gold liege im orangen Bereich. Es werde immer einen Wert haben und gehöre gemäss Bieri in jedes Portfolio. Aktuell sei Gold kein guter Inflationsschutz und die Aussichten seien wenig positiv. Zinsen werfe es bekanntlich keine ab.
Aktien seien nach wie vor die attraktivste Anlagemöglichkeit, wobei die Ampel auch hier auf grün-orange gestellt sei. Einerseits mahnten hohe Gewinnerwartungen und die realen Höchststände bei den Aktienwerten zur Vorsicht, andererseits werfe das lockere Verhalten der Ratingagenturen Fragen auf. Auch Ratinginflation genannt, stiegen die Schulden der US-Unternehmen an, Banken lockerten aufgrund noch tieferer Ausfälle ihre Kreditanforderungen und die Ratingagenturen sähen keinen Anlass für eine Anpassung der Bewertungen. Ist ein Rating BBB immer noch ein BBB?
Zusammenfassend schlossen die Experten ihr Referat mit der Einschätzung, dass mit kurzfristigen Schocks gerechnet werden müsse. Aufgrund der herrschenden Informationsflut sei es enorm schwer, News als richtig oder falsch einzuschätzen und zudem zu identifizieren, was nun wirklich wichtig sei.