PLÄNE FÜR GEMEINSAME ARA IN NIEDERUZWIL WERDEN KONKRET

Die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) entlang der Thur müssen Massnahmen zur Elimination von Mikroverunreinigungen treffen. Studien im Auftrag des Kantons St. Gallen zeigen, dass eine neue, gemeinsame ARA in der Region Wil-Uzwil die Wasserqualität am wirksamsten verbessert – und dies sogar zu tieferen Kosten. Die Gemeinden Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil haben diese Studien in den letzten beiden Jahren vertieft. Sie haben entschieden, am Standort der heutigen ARA Niederuzwil eine gemeinsame ARA anzustreben. Dazu haben sie eine Planungsgemeinschaft gegründet. In einem nächsten Schritt soll ein Vorprojekt erarbeitet werden. Dieses wird die Kostenberechnungen schärfen und damit den Grundstein für die politischen Entscheide in den Gemeinden legen.

Die neue Lösung betrifft weitere Gemeinden. Nämlich auch jene, die heute in die ARA der Gemeinden Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil einspeisen. Dies sind: Kirchberg, Niederhelfenschwil, Oberuzwil, Rickenbach (TG), Sirnach (TG), Wilen (TG) und Wuppenau (TG).

Mit Blick auf die Revision der Gewässerschutzgesetzgebung des Bundes hat der Kanton St. Gallen zwischen 2012 und 2015 gemeinsam mit den Gemeinden im Einzugsgebiet der Thur untersuchen lassen, wie die Anforderungen zur Elimination von Mikroverunreinigungen erfüllt werden können. Die Grundlagenstudien verfolgten neben einer ökologischen auch eine ökonomische Perspektive: Sie prüften, ob eine engere Zusammenarbeit der Gemeinden bei der Abwasserreinigung wirtschaftliche Vorteile verspräche, und – wenn ja – welche Standorte für eine regionale ARA in Frage kämen.

ARA-Zusammenschluss bietet ökologische und ökonomische Vorteile

Die Studien zeigen, dass eine gemeinsame Reinigung der Abwässer von Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil in einer regionalen ARA mit einer zusätzlichen Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen die Wasserqualität der Thur – und damit auch jene der wichtigen Trinkwasserfassungen zwischen Wil und Niederbüren – substanziell verbessert. Wirtschaftlichkeitsberechnungen verschiedener Kooperationsmodelle kommen zudem zum Schluss, dass eine gemeinsame ARA wegen der gebündelten Investitionen in die Infrastruktur und der insgesamt tieferen Betriebskosten für alle Beteiligten deutliche Kostenvorteile mit sich bringt.

Gemeinden setzen Lenkungsgruppe ein und vertiefen Studienergebnisse

Aufgrund der Studienergebnisse haben die Gemeinden Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil 2016 entschieden, eine Zusammenarbeit bei der Abwasserreinigung vertieft zu prüfen. Sie haben zu diesem Zweck eine Lenkungsgruppe eingesetzt, in welcher auch der Kanton St. Gallen und der Abwasserverband Uzwil Einsitz haben. Die Lenkungsgruppe, geleitet durch den Uzwiler Gemeindepräsidenten Lucas Keel, hat mit Unterstützung eines Teams von externen Experten die vorliegenden Grundlagen aufgearbeitet und wo nötig ergänzt. Im Vordergrund standen dabei die Plausibilisierung der Wirtschaftlichkeitsberechnungen, technische Abklärungen zur Elimination der Mikroverunreinigungen, die Definition des Einzugsgebiets sowie die Frage nach dem für eine gemeinsame ARA geeignetsten Standort.

Standort der ARA Niederuzwil für eine regionale ARA ideal

Die Lenkungsgruppe ist zum Schluss gekommen, dass der Bau einer gemeinsamen, modernen ARA am Standort der heutigen ARA Niederuzwil aus verschiedenen Gründen die für alle Beteiligten beste Lösung darstellt: Das Areal liegt in der Industriezone nahe der Autobahn und ist gut erschlossen. Verschiedene Teile der heutigen ARA wie z.B. das Vorklärbecken können für eine gemeinsame ARA weitergenutzt werden. Das Leitungsnetz des Abwasserverbandes Uzwil ist bereits auf diesen Standort ausgerichtet. Je nach Wahl des Reinigungsverfahrens reicht die heutige Fläche aus, um das gesamte Abwasser der Region zu reinigen und gleichzeitig die Mikroverunreinigungen zu eliminieren. Zudem können die Abwässer aus Wil, Jonschwil und Zuzwil aufgrund der topographischen Verhältnisse mit relativ wenig Pumpaufwand nach Niederuzwil geleitet werden, was energetische und wirtschaftliche Vorteile bringt. Vor allem aber ist eine zentrale ARA in Uzwil aus ökologischer Sicht eine sehr gute Lösung, da das gesamte Abwasser der Region Wil-Uzwil von Mikroverunreinigungen gereinigt wird. Dadurch wird die Wasserqualität der Thur, in deren Einflussbereich sich zahlreiche wichtige Grundwasserfassungen für die Trinkwasserversorgung befinden, massgeblich verbessert.

Wie geht es weiter?

In einem nächsten Schritt soll die vielversprechende Idee einer gemeinsamen ARA Region Wil-Uzwil in einem Vorprojekt konkretisiert werden. Zu diesem Zweck haben sich die beteiligten Gemeinden zur «Planungsgemeinschaft ARA Region Wil-Uzwil» zusammengeschlossen. Das Vorprojekt wird die Grundlagen für eine belastbare Kostenschätzung und für die Definition eines Kostenteilers zwischen den Beteiligten schaffen. Beides wird den Gemeinden dazu dienen, die Pläne für das Generationenprojekt ARA Region Wil-Uzwil den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern vorzulegen.


Wissenswertes

Was sind Mikroverunreinigungen?

Unter diesem Begriff wird eine Vielzahl organischer Spurenstoffe zusammengefasst, die in unseren Gewässern trotz sehr tiefer Konzentration natürliche biochemische Prozesse beeinflussen können. In der Schweiz sind über 30’000 solcher Stoffe in verschiedensten Produkten in Gebrauch. Beispiele sind Medikamente, Körperpflegeartikel, Lebensmittelzusatzstoffe, Industriechemikalien, Pestizide oder Reinigungsmittel. Gelangen diese Stoffe ins Wasser, können sie – auch in sehr tiefen Konzentrationen – Wasserlebewesen schädigen. Gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) stellen Mikroverunreinigungen für die Gesundheit des Menschen nach heutigem Wissensstand keine Gefahr dar.


Wie lassen sich Mikroverunreinigungen eliminieren?

Herkömmliche ARA können Mikroverunreinigungen nicht oder nur unvollständig beseitigen. Zu deren grosstechnischen Elimination haben sich in den vergangenen Jahren zwei Verfahren durchgesetzt: Die Behandlung des Abwassers mit Aktivkohle und die Ozonung. Bei der Behandlung mit Aktivkohle werden die Mikroverunreinigungen physisch aus dem Abwasser entfernt. Bei der Ozonung werden sie im Abwasser abgebaut.


Wer muss die Kosten für die Nachrüstung der ARA tragen?

Aufgrund der 2016 revidierten nationalen Gewässerschutzgesetzgebung müssen schätzungsweise 100 der 700 Schweizer ARA mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nachgerüstet werden. Die dafür notwendigen Investitionen werden zu 75% vom Bund übernommen, welcher im Gegenzug bei den Betreibern kommunaler ARA von 2016 bis 2040 eine Abgabe von CHF 9.– pro Einwohner und Jahr erhebt. Alle an eine nachgerüstete ARA angeschlossenen Gemeinden sind von dieser Abgabe befreit.


Welche Gemeinden werden ihr Abwasser in die geplante ARA Region Wil-Uzwil einspeisen?

Die Gemeinden Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil sowie die heute in deren ARA einspeisenden Gemeinden Kirchberg, Niederhelfenschwil, Oberuzwil, Rickenbach (TG), Sirnach (TG), Wilen (TG) und Wuppenau (TG).


 

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