ZENTRUM UZWIL AUF DEM WEG ZU NEUER STÄRKE – MIT VIEL POTENZIAL

Wie soll sich das grossflächige Areal zwischen der Bahnhof- und der Konsumstrasse im Zentrum von Uzwil entwickeln? Eine von verschiedenen aktuellen Fragestellungen rund ums Zentrum. Die Antworten werden konkreter.

(Gemeinde Uzwil) Gut sieben Jahre sind es her, seit der Gemeinderat im Rahmen der Richtplanung seine Ziele für die räumliche Entwicklung der Gemeinde definierte. Zentrum bilden, heisst Kräfte bündeln. Das Zentrum der Gemeinde ist Uzwil. Und: Zentrum heisst nicht nur Bahnhofstrasse. Es heisst auch nicht nur Detailhandel, sondern braucht ein ganzes Bündel von Gründen, um ins Zentrum zu gehen. Vom Café über die Bank, den Arzt bis zum Markt und zur Kunstgalerie. Man muss dort auch wohnen wollen, sich im Freien aufhalten wollen.

Das Uzwiler Zentrum: Viel mehr als «nur» die Bahnhofstrasse. Ein Gebiet auf dem Weg zu neuer Stärke. (Quelle: Strittmatter Partner AG)

Mehr Ellenbogenfreiheit

Ein Zentrumsgebiet muss genügend Kraft entwickeln können. Das zeigt auch der Blick in die Nachbarschaft. Genau das stellte die Gemeinde mit der Raumplanung sicher und gab dem Zentrum mehr räumliche Ellenbogenfreiheit. Mit dem Entwicklungsgebiet entlang der Lindenstrasse. Wo sich mit der Arealentwicklung Benninger markante Schritte ankündigen. Und mit dichteren Nutzungsmöglichkeiten in den zentralsten Gebieten, wo Nutzung nicht nur möglich, sondern verlangt wird. Aber nicht um jeden Preis. Es braucht eine verträgliche Dichte, es braucht auch Freiräume und Grünflächen. Deshalb fordert der Richtplan für die zentralsten Gebiete eine qualitativ gute Entwicklung. Das ist für einen Ort, dessen Bahnhof bald halbstündlich ans Fernverkehrsnetz angebunden und der so gut erreichbar ist, auch nötig. Es ist viel Potenzial da.

Massgeschneidert statt im Baureglement

Der Gemeinderat war sich bewusst, dass es für die zentralen Gebiete nicht nur generelle Normen im Baureglement, sondern massgeschneiderte Vorgaben für die Entwicklung von Teilarealen braucht. Vorgaben, die auf die individuellen Verhältnisse eingehen. Das können Bestimmungen im Baureglement nicht. Und an genau dieser Individualisierung der Vorgaben wird derzeit im Areal zwischen der Bahnhof- und der Konsumstrasse, zwischen Bahndamm und Mühlehof gearbeitet. An mehreren Workshops tauschten sich Grundeigentümer, Fachleute und Gemeinde aus. Ziel ist mehr Rechtssicherheit für die Grundeigentümer. Sie sollen wissen, woran sie sich orientieren. Dieses Mehr an Sicherheit will der Gemeinderat in einem ersten Schritt durch zusätzliche Präzisierungen in der Richtplanung erreichen. Er will dort für das Areal zwischen Bahnhof- und Konsumstrasse verschiedene grundsätzliche Festlegungen definieren. Diese Festlegungen sind anschliessend präziser Rahmen, um mit einem Sondernutzungsplan die Details für dieses Areal zu entwickeln.

So könnten sich die Bauten an der Bahnhofstrasse dereinst präsentieren. (Quelle: Klemens Dudli Architekten)

Südlage mit Säntisblick

Das Areal zwischen der Bahnhof- und der Konsumstrasse hat enormes Potenzial. Es ist eine Perle mitten im Zentrumsgebiet, die es zu entdecken lohnt. Stichworte dazu: Ein Areal von rund 200 Metern Länge und 60 Metern Tiefe. Ein nach Südosten geneigter Hang mit Säntisblick. Ein wunderschöner Ort, direkt im Zentrum. Orientiert weg von den Verkehrsflächen. Um die Entwicklung dieses Areals in die gewünschte Richtung zu lenken, will der Gemeinderat in der Richtplanung verschiedene Festlegungen definieren. Dazu gehören Baulinien für den Strassenabstand zur Bahnhofstrasse und zur Konsumstrasse. Sie sichern den öffentlichen Raum und den Fussgängerbereich. Weiter will der Rat entlang der Bahnhofstrasse eine Baulinie für ein Sockelgeschoss definieren. Heisst: Entlang der Bahnhofstrasse sollen dereinst Bauten entstehen, deren Sockelgeschoss leicht zurückversetzt ist. Die Obergeschosse dürfen dann vorkragen und näher an die Strasse reichen. Für ein einheitliches Erscheinungsbild der Bauten wird eine Baulinie für die Traufkante der Dächer entlang der Bahnhofstrasse definiert. Vorgaben gibt es auch für die Dachformen der Bauten an der Bahnhofstrasse. Dort sind keine Flachdächer, sondern Mansarden-Dächer vorgesehen. In der Tiefe des Areals wird eine Baulinie definiert, um den Grünraum zwischen den Bauten an der Bahnhof- und der Konsumstrasse zu sichern. Weiter wird der Rat in der Richtplanung die maximale Gebäudelänge ebenso definieren wie den seitlichen Abstand der Bauten. Und schliesslich werden in der Richtplanung die maximalen Geschosszahlen im Areal festgelegt. Fünf Geschosse sind es an der Bahnhofstrasse, vier Geschosse an der Konsumstrasse. Diesen Weg über den Richtplan macht der Rat transparent, damit sich Interessierte ein Bild machen und Betroffene sich äussern können. Hinweise zu diesen vorgesehenen Festlegungen auf nach wie vor hoher Flughöhe nimmt die Bauverwaltung gerne bis Mitte April entgegen. Anschliessend wird es darum gehen, den Richtplan anzupassen, und in der Folge zusammen mit den Grundeigentümern einen Schritt weiter zu gehen:  Den baulichen Rahmen in einem Sondernutzungsplan grundeigentümerverbindlich festzulegen. Und dort gilt es auch ergänzende Themen wie etwa die anspruchsvolle Erschliessung des Gebietes übergeordnet zu definieren.

Zusammenspiel  Wohnen-Bauten-Strassen

Ziel des Gemeinderates ist, Strassenbau und Städtebau im Zentrum von Uzwil optimal abzustimmen. Damit in den Zentren mehr und hochwertige Wohnnutzungen möglich sind, muss Wohnen dort unter verschiedensten Aspekten attraktiv sein. Dazu gehört auch das Zusammenspiel von Wohnen und Strasse. Ob die Strasse im Zentrum eine öde, abgelebte Teerwüste oder ein freundlicher Raum ist, hat wesentliche Auswirkungen auf das Gesamtpaket Zentrum. Leider ist der Kanton St. Gallen mit dem Betriebs- und Gestaltungskonzept für die Bahnhofstrasse im Rückstand ist.


Zentrum

Jedes Zentrum schliesst ein anderes Zentrum aus. Es soll magnetisch wirken, aus sich heraus. Man sollte ohne Erklärung spüren, dass man in der Mitte, im Herz ist. Ob man das  schaffen kann? Ja, weil auch jedes andere Zentrum, das wir als solches empfinden, genau so entstanden ist. Aus einer inneren Überzeugung, dass das ein guter Ort sei.

Wenn eine Firma eine Produkt, eine Maschine verkauft, dann verkauft sie ein Stück Zukunft: Der Käufer braucht die innere Überzeugung, dass er damit die Herausforderungen von morgen besser bewältigt. Und seinerseits einen Beitrag «for a better world» leisten kann.

Uzwil hat Erfahrung und Kompetenzen darin, diesen Glauben an die Zukunft in die Welt zu tragen. Man muss sich deshalb nicht als Nabel der Welt fühlen. Aber sein Licht unter den Scheffel stellen? Auch nicht. Uzwil wird nicht übermütig oder übermutig. Und Schritt für Schritt vorwärts machen, für die Anforderungen von morgen. Auch Morgen sucht noch jeder sein eigenes Zentrum und will es mit anderen teilen.

Lucas Keel
Gemeindepräsident Uzwil


 

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