MAL PFLEGESTATION MIT BANKSCHALTER GETAUSCHT

Wenn Lernende einen Seitenwechsel machen: Nicole, Juliana, Angelina und Emily stehen inmitten ihrer Ausbildung zur Fachfrau Betreuung Betagte (FaBG) EFZ im SeniorenZentrum Uzwil. Diesen Sommer haben sie einen halben Tag ihren Arbeitsplatz getauscht und auf den Bürostühlen der Raiffeisenbank Regio Uzwil in Niederuzwil Platz genommen. Ein kleiner Erfahrungsbericht. (Andrea Kern)

„Ich heisse Sarah.“ Mit diesen Worten empfängt Sarah Weber die FaBG-Lernenden im Eingangsbereich der Raiffeisenbank. Sarah ist KV-Lernende im 2. Lehrjahr. Sie selbst hat das Programm für den Austausch im Rahmen eines Lernprojektes zusammengestellt und sie führt die Lernenden des SeniorenZentrums Uzwil auch gleich durch die Räumlichkeiten der Bank.

Tresore und Geldzähler

„Wir sahen nicht nur das, was die Kundinnen und Kunden normalerweise erblicken, wenn sie in die Bank kommen. Wir durften auch den oberen Stock, die Büros und den Pausenraum der Mitarbeitenden besichtigen. Das hat mir sehr gefallen“, schildert Angelina ihre Eindrücke.
Noch beeindruckender ist aber der Gang in den Wertraum, wo sich die Tresore, Bankautomaten und der Geldzähler befinden. „Man sieht solche Räume sonst nur in Actionfilmen“, sagt Nicole dazu.

Lehrreiches Rollenspiel

In einem Sitzungszimmer stellt Sarah die Tätigkeitsbereiche der Raiffeisenbank anhand einer Präsentation vor. Anschliessend imitieren Sarah und eine ausgelernte Mitarbeiterin ein Kundengespräch, in welchem eine junge Frau sich zu den unterschiedlichen Konten beraten lässt.

Vielseitige Schalterarbeit

Geld abheben, die vom Bancomat eingezogene Karte abholen, eine kaputte Note durch eine neue ersetzen oder bei Unklarheiten helfen: Am Schalter schauen die FaBG-Lernenden den Bankangestellten über die Schulter.
Und hier entdecken sie einen ersten Berührungspunkt zu ihrem Alltag auf der Pflegestation: „Auch die Mitarbeitenden der Bank haben mit älteren Menschen oder deren Angehörigen zu tun. Es war spannend zu sehen, wie die Bankmitarbeitenden mit den Seniorinnen und Senioren kommunizieren. Sie haben automatisch lauter und langsamer gesprochen“, meint Juliana.

Weitere Gemeinsamkeiten und Unterschiede

In beiden Betrieben gelten Bekleidungsrichtlinien. „Alle Pflege-Mitarbeitenden tragen bei uns gelbe Poloshirts und hellgraue Hosen. In der Bank gehören ein Hemd oder eine Bluse sowie eine schwarze Hose und dunkle Schuhe zum Dresscode“, erklärt Emily.
Auch der Umgang mit den Kundinnen und Kunden bzw. Bewohnenden ähnelt sich. „In der Bank wie auch auf der Pflegestation stehen die Menschen im Mittelpunkt und werden in der Sie-Form angesprochen. Allerdings haben die Mitarbeitenden der Raiffeisenbank eine bewusst grössere Distanz zu ihren Kundinnen und Kunden. Wir bei uns im Heim gehen ganzheitlich auf den betagten Menschen und auch auf die Gefühle der Bewohnenden ein“, sagt Juliana.
Bei den Arbeitszeiten dominieren die Unterschiede. „Während wir Früh- und Spätdienste unterscheiden und auch mal am Wochenende oder an einem Feiertag arbeiten, können sich die Bankmitarbeitenden ihre Arbeitszeiten grösstenteils selber einteilen“, meint Angelina dazu.

Mittagessen mit dem Chef

Abgerundet wird der Vormittag mit einem feinen Mittagessen, an dem auch Aldo Kopp, Vorsitzender der Bankleitung, teilnimmt. „Die Stimmung war überraschend locker und unkompliziert und wir haben uns sehr wohl gefühlt“, sagt Nicole beeindruckt.

Erfahrung zum Nachmachen

Emily würde den Austausch auf jeden Fall weiterempfehlen: „Viele Leute denken, dass man im kaufmännischen Bereich nur am PC sitzt und keine Teamarbeit hat. Das ist aber definitiv nicht so. Zumindest nicht bei der Raiffeisenbank. Hier helfen sich die Mitarbeitenden gegenseitig.“
Auch für Angelina hat sich der Seitenwechsel gelohnt: „Wir haben erfahren, wie das Bankpersonal auf Personen mit Demenz reagiert. Und wir haben gesehen, dass auch andere Lernende im 2. Lehrjahr einige Kompetenzen noch nicht haben und sich bei Fragen an Ausgelernte wenden können.“

szu_rbru_emily_sebrek_juliana_hug_1600
Auch Emily Sebrek (links im Bild) und Juliana Hug genossen den temporären Tapetenwechsel und machten neue Erfahrungen.

 

 

 

Top