VOR ECOCARS-AUSSTELLUNG: TESTBERICHTE DES UZWILER GEMEINDERATES

Am Samstag, 10. September 2016 organisieren die Energiestadt Uzwil, die technischen Betriebe Uzwil, die SAK, die Raiffeisenbank Uzwil sowie e’mobile auf dem Raiffeisenplatz in Uzwil die Ausstellung ecocars 2016. Anbieter verschiedener Marken präsentieren die neusten Elektro-, Hybrid- und Erdgasautos; sie bieten auch Gelegenheit zur Probefahrt. Schon unter die  Testfahrer gegangen sind der Uzwiler Gemeindepräsident Lucas Keel und die Gemeinderäte Dora Hadorn, Christine Wirth-Angehrn, Ruedi Müller, Hanspeter Haltner, Bruno Cozzio und Daniel Wyder. Hier berichten sie über ihre persönlichen Erfahrungen.

Dora Hadorn – getestetes Fahrzeug: VW Gas-Hybrid

Das Fahrgefühl eines mit Gas betriebenem Autos unterscheidet sich kaum von einem Benziner. Das Tanken mit Gas braucht zwei drei Handgriffe mehr als mit Benzin. Alles in Allem aber so schnell und unkompliziert wie mit Benzin. Der CO2 Ausstoss eines mit Gas betriebenen Autos ist deutlich geringer als bei Benzinmotoren, daher wäre es sinnvoll mit Gas zufahren. Reaktionen aus dem Umfeld gab es bezüglich des Gasantriebs keine, es kam eher die Frage wie ich dazu komme ein mit „Züger“ angeschriebenes Auto zu fahren. Ich hatte auch noch die Gelegenheit ein paar Kilometer mit einem Elektroauto zu fahren. Das hingegen ist ein gewaltiger Unterschied. Ich war begeistert, so leise! Ich könnte mir vorstellen in Zukunft ein Elektroauto zu fahren, wenn es die Voraussetzung, mit einer „Stromladung“ 250 -300 km zufahren, erfüllt.

Lucas Keel – getestete Fahrzeuge: E-Golf und Gas-Golf

Elektro-Auto – Vollwertiges Auto, komfortabel ausgestattet, inkl. Klima-Anlage, Sitzheizung, Rückfahrkamera, Bedienung/Fahrweise leicht zu erlernen, wenig Unterschiede zu Automat, allerdings auch ein etwas grosser Reiz, mit den vielen Knöpfen während dem Fahren zu „spielen“, den Modus zu wechseln, die Anzeige zu ändern usw. – mindestens am Anfang J – Beeindruckende Beschleunigung aus tiefen Tempi, gutes Drehmoment spürbar, macht Fahrspass – Ausserordentlich leise, im Innern besser als in einer Top-Limousine, im Quartier ist mehr Aufmerksamkeit gefragt, weil man das Auto nicht kommen hört – Ökonomisches Fahren macht Spass, mehr rollen lassen, mit wenig Energie weit kommen – Lustiges Erlebnis mit der automatischen elektrischen Parkbremse – den Knopf nicht gefunden – Wenig Verlass auf die Anzeige der Rest-Kilometer, die noch fahrbar sind. Die Energiereserve hängt stark von der Topografie ab und kann sehr schnell schrumpfen, selbst wenn man auf der Autobahn nur 90 km/h fährt – Problem für den privaten und vor allem für den beruflichen Einsatz ist die lange Ladezeit der Batterie. 10 h an der Haushalt-Steckdose sind deutlich zu lang, auch wenn man das Fahrzeug zwischenaufladen will, zb. im Lauf einer Sitzung von 2 h. Selbst an einer Schnell-Ladestation sind 5 h einzurechnen – das ist sehr lang – Würde kein solches Fahrzeug kaufen, (noch) nicht alltagstauglich, eventuell als Hybrid, der auch ganz als Elektro-Fz betrieben kann und man Sicherheit hat, auch grössere Distanzen zurückzulegen.

Gas-Auto – Kein Unterschied zu einem Benzin-Fahrzeug, gutes Drehmoment, dreht freudig hoch – Musste nie tanken, scheint jedoch einfach – Könnte mir gut vorstellen, ein solches Fahrzeug zu kaufen.


Welche Fahrzeuge werden ausgestellt und stehen am 10. September 2016 für eine Probefahrt bereit?
Infos dazu hier AUTO-NEWS AUGUST 2016


Ruedi Müller – getestetes Fahrzeug: Suzuki Baleno

„Mein“ Fahrzeug, ein Suzuki Baleno mich sehr überzeugt. Es ist kompakt, sehr bedienerfreundlich, dynamisch und wendig. Auch den Schwägalp-Test hat das Fahrzeug bestens bestanden. Sehr überzeugend ist der Verbrauch mit unter 5 Litern Verbrauch, vor allem natürlich im Kurzstreckenbereich, wofür ich ein Auto benötige. Die Reaktionen im Umfeld waren positiv; die Idee eines solchen Tests an sich, aber auch dass dies „gefördert“ wird, wurde gut aufgenommen.

Christine Wirth-Angehrn – getestetes Fahrzeug: Nissan Leaf

Nach den Instruktionen durch Herr Kaiser von der BUGA in Oberbüren war ich schon zum ersten Mal beeindruckt von der Technik eines E-Cars. Die Feststellung, dass 90 % der Energie (Benzin und Diesel 50 %) direkt genutzt werden kann und die Umwandlung viel direkter passiert, blieb bei mir nachhaltig im Gedächtnis. Und auch im Fahrkomfort war ich überrascht wie geschmeidig und trotzdem mit Kraft gefahren werden kann. Wenn der ECO-Modus eingestellt wird, merkt man direkt wie sparsam der Wagen fährt. Jedoch ist das Wegfahren in diesem Modus sehr langsam und so stellte ich ihn meistens wieder aus. Welche Einsparung durch Abstellen der Klimaanlage oder durch den vorher angesprochenen ECO-Modus resultiert, sieht man direkt durch die noch maximal zu fahrenden Kilometer. So merkte ich, dass ich die Klimaanlage nicht automatisch auf Volltouren laufen liess. Die Ausstattung des Autos ist gleichwertig mit einem benzin- oder dieselbetriebenen Auto. Ein Mangel ist meiner Meinung nach die 120 Kilometer, die ungefähr mit einer vollen Ladung gefahren werden können. So muss das auftanken im Auge behalten werden. So stellte sich die Frage: Wie weit ist es nun nach Embrach? Reicht das noch? Auch im Hinblick dass pro Stunde an der Steckdose nur ungefähr 10 km Fahrdistanz geladen werden kann. Das zu Hause einstecken ist wiederum sehr einfach und war für mich ein spezielles Vorhaben. Den Computer, den Mixer oder das E-Bike stecke ich ein, aber ein Auto! 🙂 Das Auto ist sehr ruhig, was insgesamt sehr angenehm ist. Es ist mir aber aufgefallen, dass im Strassenverkehr dadurch mehr Aufmerksamkeit genommen werden muss, da Velos, Fussgänger und Mofas das leise Auto nicht hören. Meine Erkenntnisse sind, dass ich mir sehr wohl vorstellen könnte, als nächstes Auto ein E-Car zu kaufen. Bei der Reichweite würde ich vielleicht ein Auto wählen, dass 200 km Grundleistung hat. Vorher würde ich eine Photovoltaikanlage aufs Dach montieren, um ökologisch „saubere“ Energie zu verbrauchen. Auch in den effektiven Verbrauchskosten pro km steht der E-Car gut da. Auch ein Anreiz im finanziellen Bereich ist die Tatsache, dass in den ersten drei Jahren keine Strassenverkehrssteuer bezahlt werden muss. Zudem liegen die Anschaffungspreise in einem erschwinglichen Bereich, was mich überrascht hat. Für weitere Ausflüge über die Landesgrenze hinaus fehlt es noch an einem grossen Netz an Schnellladestationen, die es einem ermöglichen, in einer halben Stunde weiterzufahren und nicht eine Pause von 16 Stunden einzulegen. Der CO2-Ausstoss könnte mit elektrisch betriebenen Autos verringert werden, was ich mir für unsere Zukunft wünschen würde. Die Förderung solcher Autos sind deshalb meiner Meinung nach eine gute Investition in die Zukunft. Die Nachbarschaft, sowie auch meine Familie waren sehr interessiert, da die E-Cars nur vom Hörensagen bekannt waren. Ich lud dann auch verschiedene Personen auf eine Rundfahrt ein. Auch sie waren durchwegs beeindruckt. Besten Dank allen Beteiligten und Organisatoren für die Möglichkeit,

Daniel Wyder – getestetes Fahrzeug: Nissan NV200e

Das sehr geräumige Fahrzeug mit 7 Sitzplätzen erfüllte alle meine Ansprüche in der einwöchigen Testphase. Die Doppelhundebox hat bei aufgeklappten Sitzen in der hintersten Reihe problemlos Platz ohne den Komfort der weiteren fünf Sitzplätze zu beeinträchtigen. Mit den 140 km Reichweite konnte ich alle Fahrten erledigen. An einem Tag sogar nach Walzenhausen und retour und nach Frauenfeld und wieder zurück. Da war ich aber froh, zwischendurch das Elektroauto an einer Steckdose wieder etwas „aufzutanken“. Der Ladevorgang war völlig unspektakulär: Über Nacht einstecken und am Morgen mit vollen Batterien losfahren. Im Vergleich zu meinem Benzin-Auto (ein Opel Zafira) geht das Losfahren mit NV200e sehr sportlich und kraftvoll. Auch bremsen kann man mit gutem Gefühl. Denn dabei wird die Batterie wieder aufgeladen und nicht nur „Bremsbeläge“ abgenutzt und Wärme erzeugt. Das Elektroauto hat in meinem Umfeld grosses Interesse ausgelöst. „Wie Weit kommst du mit einer Batterieladung?“, war die zentrale Frage. Für mich war es sehr eindrücklich zu sehen, wie der Energieverbrauch des Fahrzeuges durch mein Fahrverhalten beeinflusst werden kann. So wurde ich vom Bordcomputer gefragt, ob ich die Reichweite um 10-20% erhöhen möchte, in dem ich die Heizung ausschalte. Bei 14°C entschied ich mich dann für eine kürzere Reichweite und eine angenehme warme Temperatur im Fahrzeug. Auch sah man 1:1, dass der Energieverbrauch auf der Autobahn mit 120 etwa doppelt so hoch war wie bei 80 km/h. Das hat nichts mit der Antriebsart des Autos zu tun, beim E-Auto wird das aber gut aufgezeigt. Für mich war der Test eine sehr interessante Erfahrung, und mit dem E-Auto konnte ich ohne Einschränkungen alle Fahrten in dieser Woche erledigen. Wenn ich allerdings an meine Ferienfahrten im letzten Monat mit Auto und Wohnwagen denke, dann kann ich nicht auf ein Auto mit Verbrennungsmotor verzichten. Für meine Dienstfahrten, wo ich meist alleine unterwegs bin, freue ich mich aber, den sauberen Elektro-Twizy der Gemeinde nutzen zu können.

Bruno Cozzio – getestetes Fahrzeug: Mitsubishi Outlander PHEV

Gespannt war ich wie es sich anfühlt, sich beinahe lautlos auf der Strasse zu bewegen. Wirklich ungewohnt, schlicht nichts zu hören, und so wollte ich zu Beginn ein oder zweimal das Auto erneut starten, obwohl es bereits lief. Der Pflug-In-Hybrid hält wirklich was er in der Werbung bezüglich Fahrgefühl verspricht. Der „Raumgleiter“ bringt im Fahrgefühl genau das zum Ausdruck. Man hat das Gefühl über die Strasse (oder den Raum) zu gleiten. Das Auto verleitet einem zum gemütlichen Fahren, oder wohl besser ausgedrückt, zum energiesparenden Fahren. Immer wieder der Blick auf den Stand der Batterien und beim Fahren daran denken, möglichst den Wagen im Lademodus zu bremsen und erst wenn nötig die normalen Bremsen zu brauchen. Der riesige Raumgleiter besticht durch sehr viel Raum welchen man kaum braucht. So für den normalen Alltag schlicht zu gross, aber als Arbeitstier für den Wald ginge er schon. Habe mich aber gehütet, es zu tun, da die Garage das Fahrzeug wohl weiter verkaufen möchte. Die Technik im Auto ist enorm. Sie aufzuzählen würde endlos werden und in den 9 Tagen konnte ich bei weitem nicht alle Möglichkeiten testen. Die Technik im Auto verleitet einem zum ständigen herumdrücken am Display, was wohl für die Fahrsicherheit nicht zwingend förderlich ist. Ein E-Auto ist für uns nach dieser Woche definitiv eine Option für den nächsten Autokauf. Das gute Gefühl einen ganzen Tag Auto zu fahren ohne einen Tropfen Benzin zu brauchen ist echt der Hit. Der Outlander ist es wohl nicht, da er für den Alltag zu gross ist, aber es gibt ja zum Glück auch noch kleinere E-Autos.

Hanspeter Haltner – getestete Fahrzeuge: E-Golf und Gas-Golf

Ich hatte die Möglichkeit, gleich zwei unterschiedliche Eco–Fahrzeuge zu testen: Zugeteilt wurde mir ein Golf mit Erdgasmotor, die ich nach drei Tagen mit Lucas Keel gegen einen EGolf eintauschte. Beide Antriebe sind sehr spritzig und sehr angenehm zu fahren. Der grösste Reiz beim Elektroantrieb ist das neue Fahrgefühl ohne Motorgeräusch, während sich das Gasfahrzeug überhaupt nicht von einem benzinbetriebenen Auto unterscheidet. Der Erdgas – Golf ist ein vollwertiges Auto mit einer Reichweite von insgesamt über 1000 km bei vollen Tanks. Da kann der E-Golf nicht mithalten: Nicht einmal eine Fahrt nach Zürich und zurück liegt selbst bei vollgeladenen Batterien drin. Die geringe Reichweite zwingt einen dazu, bei jeder Gelegenheit das Ladekabel anzuhängen. Als Zweitfahrzeug mag dies akzeptabel sein.


Der fachliche Input

In Uzwil als Technologiestandort weiss man: Technologie entwickelt sich, die Forschung und Entwicklung läuft permanent. Das gilt auch für Elektromobilität. Sie macht derzeit Fortschritte mit Siebenmeilenstiefeln. Gleichzeitig ist eine erfreulich breite Fahrzeugpalette am Markt erhältlich. Die Reichweite der Elektrofahrzeuge lässt sich noch nicht mit konventionellen Autos vergleichen. Das weiss auch die Branche. Sie hat denn auch besondere Kunden im Auge. Etwa 30 Prozent aller Autos sind Zweitwagen. Viele werden fast ausschliesslich auf Kurzstrecken verwendet. Dieses Segment hat denn die Elektromobilität auch im Fokus. Es beinhaltet ein enormes Potenzial. Das zeigt sich etwa auch an den Twizys, welche die Gemeinde Uzwil im Einsatz hat. Ihre Reichweite ist noch bescheidener als diejenige von „richtigen“ E-Autos. Macht nichts. Sie decken das Mobilitätsbedürfnis ab. Und eben: Die Technologie wird weitere Fortschritte machen…


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